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Das Johannes-Evangelium im Verhältnis zu den anderen Evangeliun

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DAS JOHANNES-EVANGELIUM<br />

_________________________________________________________<br />

gen. Als er herangewachsen war, erfuhr er das Orakel: dass er<br />

seinen Vater töten und sich mit seiner Mutter vereinigen würde.<br />

Aber es konnte nicht verhindert wer<strong>den</strong>. Fortwandern sollte<br />

er aus dem Orte, wo er war, weil man ihn dort für das Königskind<br />

hielt. Da traf er auf seinem Wege gerade seinen wirklichen<br />

Vater, und ohne ihn <strong>zu</strong> kennen, tötete er ihn. Er kam nach Theben.<br />

Und weil er die Fragen der Sphinx beantwortete, weil er<br />

das Rätsel des grausigen Ungeheuers löste, das so vielen <strong>den</strong> Tod<br />

gebracht hatte, musste die Sphinx sich töten. Daher war er <strong>zu</strong>nächst<br />

ein Wohltäter seines Vaterlandes. Er wurde <strong>zu</strong>m König<br />

erhoben und erhielt die Hand der Königin, und das war die<br />

Hand seiner Mutter. Ohne dass er es wusste, hatte er seinen Vater<br />

getötet und sich mit seiner Mutter verbun<strong>den</strong>. Jetzt herrschte<br />

er als König. Aber dadurch, dass er auf diese Weise <strong>zu</strong> seiner<br />

Herrschaft gekommen war, dass dieses Furchtbare an ihm haftete,<br />

dadurch brachte er unsägliches Unglück über sein Land, so<br />

dass er uns <strong>zu</strong>letzt in dem sophokleischen Drama als der Geblendete,<br />

der sich selbst das Augenlicht genommen hat,<br />

entgegentritt.<br />

<strong>Das</strong> ist ein Bild, hervorgegangen aus <strong>den</strong> alten Weisheitsstätten.<br />

Und gesagt wer<strong>den</strong> sollte damit, dass Ödipus in gewisser Beziehung<br />

<strong>im</strong> alten Sinne noch in Zusammenhang kommen konnte<br />

mit der geistigen Welt. Wie war er in Zusammenhang gekommen<br />

mit der geistigen Welt? Sein Vater hatte bei dem Orakel<br />

angefragt. Diese Orakel waren die letzten Erbstücke des alten<br />

Hellsehertums. Aber diese letzten Erbstücke reichten nicht aus,<br />

um in der äußeren Welt Frie<strong>den</strong> <strong>zu</strong> stiften. Sie konnten dem<br />

Menschen nicht geben, was errungen wer<strong>den</strong> sollte: Harmonie<br />

zwischen dem mütterlichen und dem väterlichen Element.<br />

<strong>Das</strong>s mit Ödipus gemeint ist ein solcher, der einfach durch Vererbung<br />

<strong>zu</strong> einer gewissen hellseherischen Anschauung <strong>im</strong> alten<br />

Sinne gekommen ist, das wird uns dadurch angedeutet, dass er<br />

das Rätsel der Sphinx löste, das heißt, er erkannte die Menschennatur<br />

so weit, als die letzten Reste der alten Urweisheit<br />

solche Erkenntnis geben konnten. Sie konnte n<strong>im</strong>mermehr da<strong>zu</strong><br />

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