Prüfleitfaden 6.0 - Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und ...
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B<br />
häufig eine extreme Prägung hinterlassen. Je mehr Hilfe den Bewohnerinnen <strong>und</strong><br />
Bewohnern daher ans Herz gelegt wird, desto eher kann sich der Drang wieder<br />
auf der Straße leben zu wollen, erhöhen. Die Ergebnisqualität der Einrichtung<br />
drückt sich somit stärker in dem Wunsch in der Einrichtung zu verbleiben aus, als<br />
mittels „somatischer Kriterien“ wie Gewicht, Aussehen von W<strong>und</strong>en, etc. oder<br />
„räumlichen Qualitätsmerkmalen“ wie ein frisch überzogenes Bett, sauberes<br />
Zimmer, etc.<br />
Natürlich ist auch in diesen Einrichtungen auf die Umsetzung einer angemessenen<br />
Biografiearbeit sowie sämtlicher pädagogischer <strong>und</strong> pflegerischer Fachaspekte<br />
zu achten, jedoch stehen erfahrungsgemäß viele Bewohnerinnen <strong>und</strong><br />
Bewohner dem Hilfsangebot der jeweiligen Einrichtung kritisch gegenüber. Die<br />
„Flucht“ zurück auf die Straße ist daher ein häufig zu erlebendes Phänomen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt auch für Einrichtungen für ehemals wohnungslose Menschen<br />
im Alter <strong>und</strong>/oder mit Behinderung der allgemein anerkannte Stand der jeweiligen<br />
Erkenntnisse, z. B. im Bereich des Medikamentenmanagements, das Betäubungsmittelgesetzes<br />
(BtMG) oder der „state of the art“ der Pädagogik <strong>und</strong> Pflege.<br />
Andere Schlüsselsituationen des Prüfleitfadens haben daher die gleiche Gültigkeit.<br />
Dennoch muss der inhaltliche Fokus auf einige besondere Bereiche gelegt<br />
werden, die einleitend nochmals vorgestellt werden.<br />
Die besonderen inhaltlichen Schwerpunkte lassen sich auf drei Ebenen darstellen<br />
<strong>und</strong> in der Folge mittels drei leitender Qualitätsfragen formulieren. Deren<br />
Zusammenhang sollte nicht isoliert voneinander betrachtet werden, daher erfolgt<br />
in der vorliegenden Schlüsselsituation eine zusammenfassende Darstellung.<br />
1. Der erste Prüfschwerpunkt legt den Fokus auf die Frage, inwieweit die Bewohnerin<br />
oder der Bewohner die Hilfe zum Bleiben überhaupt annimmt. Es gilt daher<br />
die Professionalität des Beziehungs- <strong>und</strong> Vertrauensaufbaus zu der Klientel zu<br />
analysieren. Die gelungene Beziehungsarbeit reguliert häufig weitere Teilbereiche,<br />
wie die <strong>Arbeit</strong> an der Motivation der Klientel (z. B. einer Beschäftigung nach<br />
zu gehen, Ordnung zu halten, Arztbesuche durchzuführen, Behördenkontakte<br />
durchzuführen, etc.), die Unterstützung bei der Förderung der Krankheitseinsicht,<br />
den Beziehungsaufbau zu Anderen, realistische Maßnahmenplanung in ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Problemlagen, etc.<br />
2. Der zweite Prüfschwerpunkt liegt im Bereich der Förderung der Bereitschaft<br />
zur Mitarbeit („Compliance“). So sind primär nicht die Anzahl der durchgeführten<br />
objektiven Maßnahmen relevant, sondern die pädagogische <strong>Arbeit</strong> zur Überzeugung<br />
vom Sinn <strong>und</strong> Notwendigkeit bestimmter Hilfen.<br />
3. Erfahrungsgemäß gestaltet sich die <strong>Arbeit</strong> innerhalb der Einrichtungen für<br />
ehemals Wohnungslose im Alter <strong>und</strong>/oder mit Behinderung als eine besondere<br />
Mischung aus pädagogischer <strong>und</strong> medizinisch-pflegerischer Tätigkeit. Von daher<br />
ist auf einen funktionierenden Austausch der unterschiedlichen Berufsgruppen<br />
zu achten („Schnittstellenmanagement“).<br />
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Prüfleitfaden der FQA Bayern, Version <strong>6.0</strong>