Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...
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Daniela Elsner<br />
gefasst 4 und lässt sich zum einen durch migranten- und zweitsprachliche<br />
Redemittel kennzeichnen, zum anderen durch spezielle sprachliche Phänomene<br />
wie Sprachwechsel, Sprachenmischung oder Transfer. 5<br />
Während man in Deutschland der Förderung individueller <strong>Mehrsprachig</strong>keit<br />
durch ein breites, oft schon im Kindergarten beginnendes und<br />
immer häufiger bilinguales Unterrichtsangebot in den modernen Fremdsprachen<br />
(Englisch, Französisch, Spanisch) Rechnung trägt, gestaltet sich das<br />
Vorhandensein migrationsbedingter <strong>Mehrsprachig</strong>keit in der schulischen<br />
Praxis für viele Kinder und Jugendliche, aber auch für viele Lehrkräfte<br />
häufig als Problem.<br />
Wirft man einen Blick auf <strong>die</strong> Ergebnisse einschlägiger Vergleichsstu<strong>die</strong>n<br />
wie PISA oder IGLU, so wird deutlich, dass <strong>die</strong> schulischen Gesamtleistungen<br />
der Gruppe mehrsprachiger Schüler_innen deutlich unter denen ihrer<br />
einsprachigen Mitschüler liegen. Als Begründung dafür machen <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>n<br />
vor allem <strong>die</strong> unterschiedlichen sprachlichen Kompetenzen der Kinder und<br />
Jugendlichen in ihrer Erst- und Zweitsprache verantwortlich. 6 Man kann somit<br />
schlussfolgern: Wer mehrsprachig aufwächst, <strong>hat</strong> es im deutschsprachigen<br />
Schulsystem eher schwer.<br />
Umso verwunderlicher erscheint es vor <strong>die</strong>sem Hintergrund jedoch,<br />
wenn Lehrkräfte, aber auch Experten aus der Fremdsprachenforschung, davon<br />
ausgehen, dass <strong>die</strong>s nicht auf <strong>die</strong> schulischen Fremdsprachenlernprozesse<br />
<strong>Mehrsprachig</strong>er zutrifft. Ganz im Gegenteil wird hier nicht selten davon<br />
ausgegangen, dass mehrsprachige Kinder und Jugendliche im Bereich des<br />
schulischen Fremdsprachenlernens sogar einen Vorteil gegenüber den einsprachigen<br />
haben. Von »erstaunlichen Leistungen« 7 wird gesprochen, <strong>die</strong><br />
<strong>Mehrsprachig</strong>e im Englischunterricht vollbringen, oder es wird davon ausgegangen,<br />
dass <strong>die</strong> bereits gemachten Sprachlernerfahrungen mit einer<br />
Zweitsprache das Erlernen der dritten Sprache per se erleichtern 8 und <strong>Mehrsprachig</strong>e<br />
deshalb zu ›Stars‹ im fremdsprachlichen Klassenzimmer avancieren.<br />
4 Ingrid Gogolin, Erziehungsziel Zweisprachigkeit. Konturen eines sprachpädagogischen<br />
Konzepts für <strong>die</strong> multikulturelle Schule, Hamburg 1988.<br />
5 Daniela Elsner, Hörverstehen im Englischunterricht der Grundschule. Ein Leistungsvergleich<br />
zwischen Kindern mit Deutsch als Muttersprache und Deutsch als Zweitsprache,<br />
Frankfurt a.M. 2007.<br />
6 Josef Kraus, Bildungschancen für Migranten, in: M U T – Forum für Kultur, Politik<br />
und Geschichte, 1. 2009, S. 28–34.<br />
7 Daniela Böhme, Bleiben <strong>die</strong> Schwachen nicht auf der Strecke, wenn <strong>die</strong> Fremdsprache<br />
in <strong>die</strong> Grundschule kommt?, in: SchulMagazin, 1. 1999, S. 31.<br />
8 Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, Bildungsplan für <strong>die</strong><br />
Grundschule in Baden-Württemberg. Ergänzung: Fremdsprachen. Englisch/Französisch,<br />
Villingen-Schwenningen 2001, S. 12.<br />
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