Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...
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<strong>Mehrsprachig</strong>keit und Fremdsprachenlernen<br />
Im Folgenden werden <strong>die</strong>se drei Aspekte näher betrachtet.<br />
2.1 Je früher desto besser? Frühmehrsprachigen und spätmehrsprachigen<br />
Fremdsprachenlernern in den Kopf geschaut<br />
Dass das Erwerbsalter einen Einfluss <strong>hat</strong> auf <strong>die</strong> Art und Weise, wie man<br />
Sprachen lernt, ist sicher nicht mehr abzustreiten. Auch wenn genügend Stu<strong>die</strong>n<br />
nachweisen können, dass auch Ältere eine fremde Sprache noch bis zur<br />
nativelikeness erwerben können14 , so lässt sich bei Kindern, <strong>die</strong> in den ersten<br />
6–8 Lebensjahren parallel mit zwei Sprachen aufwachsen, eine besondere,<br />
kompakte Repräsentation ihrer Sprachen im Gehirn feststellen, <strong>die</strong> den Erwerb<br />
weiterer Sprachen unter Umständen vereinfachen kann. 15<br />
Ergebnisse aus computertomographischen Untersuchungen von Frühund<br />
Spätmehrsprachigen belegen zudem, dass <strong>die</strong> Frühmehrsprachigen bei<br />
der Produktion einer dritten Sprache auf weniger neuronales Substrat im<br />
Broca-Areal zurückgreifen als <strong>die</strong> Spätmehrsprachigen. 16 Die frühen Zweisprachigen<br />
verfügen offensichtlich über ein Netzwerk im Sprachenzentrum<br />
ihres Gehirns, das auch eine dritte und vierte Sprache mit Leichtigkeit integrieren<br />
kann. Bei Spätmehrsprachigen, d.h. solchen Lernenden, <strong>die</strong> erst nach<br />
ihren ersten neun Lebensjahren eine weitere Sprache neben ihrer Muttersprache<br />
erlernen, ist ein solches Netzwerk nicht zu erkennen. 17 Im frühmehrsprachigen<br />
Gehirn zeigen sich größere Flächen sprachlicher Überlappung, welchen<br />
sich weitere Fremdsprachen offensichtlich leichter hinzufügen lassen.<br />
Man könnte demnach tatsächlich vermuten, dass sich frühe <strong>Mehrsprachig</strong>keit<br />
generell positiv auf <strong>die</strong> Sprachaneignung weiterer Sprachen auswirkt<br />
und es mehrsprachigen Kindern und Jugendlichen grundsätzlich leichter fällt,<br />
eine dritte oder vierte Sprache zu erlernen. Dies ist jedoch bei Weitem nicht<br />
der Fall. So können zahlreiche Stu<strong>die</strong>n zwar belegen, dass früher Bilingualismus<br />
häufig mit einem höheren metalinguistischen Bewusstsein einhergeht,<br />
zu einer besonderen sprachlichen Kreativität führt oder viele Frühmehrsprachige<br />
besondere Sprachlernstrategien entwickeln, <strong>die</strong> sie für das weitere<br />
Sprachenlernen im positiven Sinne nutzen können18 ; ebenso gibt es jedoch<br />
14 Patsy Lightbown/Nina Spada, How Languages are Learned, Oxford 2006.<br />
15 Weskamp, <strong>Mehrsprachig</strong>keit, S. 53; Franceschini, Das Gehirn als Kulturinskription.<br />
16 Vgl. Franceschini, Das Gehirn als Kulturinskription.<br />
17 Vgl. Riehl, Das mehrsprachige Gehirn.<br />
18 Jaqueline Thomas, The Role Played by Metalinguistic Awareness in Second and<br />
Third Language Learning, in: Journal of Multilingual and Multicultural Development,<br />
9. 1988, S. 235–246; Jasone Cenoz, Research on Multilingual Acquisition, in:<br />
ders./Ulrike Jessner (Hg.), English in Europe. The Acquisition of a Third Language,<br />
Clevedon 2000, S. 39–53; Maria Pilar Sagasta, Acquiring Writing Skills in a Third<br />
Language. The Positive Effects of Bilingualism, in: The International Journal of Bilingualism,<br />
7. 2003, H. 1, S. 27–42.<br />
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