Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...
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Christoph Schroeder und Yazgül Şimşek<br />
Türkisch Deutsch<br />
Gleiche Artikulation (Dauer) der betonten<br />
und unbetonten Silben<br />
= Keine reduzierten Silben<br />
= Silbenzählend<br />
60<br />
Unterschiedliche Artikulation (Dauer) der<br />
prominenten und nichtprominenten Silben<br />
= Reduzierte Silben<br />
= Akzentzählend<br />
Keine komplexen Anfangsränder Komplexe Anfangsränder<br />
Wenig komplexe Endränder Komplexe Endränder<br />
Keine Opposition zwischen festem und losem Fester und loser Anschluss als zentrale<br />
Anschluss (›keine systematische/phonema- Opposition (›systematische Opposition<br />
tische Opposition zwischen Lang- und Kurzvokalen‹)<br />
zwischen Lang- und Kurzvokalen‹)<br />
Nur gespannte Vokale Gespannte und ungespannte Vokale<br />
Vokalharmonie: alle Vokale in den Endungen Feststehender rhythmischer Wechsel zwi-<br />
passen sich in der Lautqualität an den letzten schen betonter und reduzierter bzw. unbe-<br />
Vokal des Stammes an<br />
tonter Silbe<br />
Veränderlicher Wortakzent: <strong>die</strong> jeweils letzte<br />
Silbe im Wort wird betont (mit Ausnahmen)<br />
Feststehender Wortakzent<br />
Wortakzent lexikalisch nicht distinktiv Wortakzent lexikalisch distinktiv<br />
Endsilbenbetonung und Vokalharmonie als<br />
Ausgliederungkriterien für Wörter<br />
Rhythmus (Trochäus und Daktylus) als<br />
Ausgliederungskriterium für Wörter<br />
Kombination mit einer hohen Anzahl von Funktionswörtern im Deutschen<br />
gegenüber.<br />
2.1 Das graphematische Wort<br />
Für beide orthographischen Systeme, Deutsch und Türkisch, gilt folgende<br />
Definition: »Das graphematische Wort steht zwischen zwei Leerzeichen und<br />
enthält intern kein Leerzeichen.« 15 Demnach ist das graphematische Wort in<br />
beiden Sprachen identisch; jedoch ist damit nicht gesagt, welchen Prinzipien<br />
Lerner folgen müssen, um <strong>die</strong> Grenzen korrekt zu setzen.<br />
Beim Erwerb der Orthographie – hier: das Erkennen des graphematischen<br />
Wortes – orientieren sich Lerner zunächst unabhängig von der jeweiligen<br />
Sprache an phonologischen, syntaktischen und morphologischen Kriterien<br />
für <strong>die</strong> Bildung der Einheit Wort als Grundlage des Erwerbs des graphematischen<br />
Worts im Schreiberwerb.<br />
Orthographische Regelsysteme unterscheiden sich in der Art und Weise,<br />
wie <strong>die</strong>se Orientierungskriterien miteinander kombiniert werden. Für das<br />
Deutsche sind primär morphologische und syntaktische Regeln als Ausgrenzungskriterien<br />
für das graphematische Wort anzunehmen. Das Türkische<br />
graphematische Wort orientiert sich dagegen primär am phonologischen<br />
15 Fuhrhop, Das graphematische Wort, S. 193.