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Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...

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Die Entwicklung der Kategorie Wort<br />

werb, <strong>die</strong> in der Schreibung der Einheit Wort bei bilingual türkischdeutschen<br />

Kindern in Deutschland hervortreten, nämlich der Getrenntschreibung<br />

von Suffixen.<br />

1 Türkischer Schriftspracherwerb in Deutschland<br />

Türkisch ist eine der meistgesprochenen Familiensprachen von Schüler_innen<br />

mit Migrationshintergrund in Deutschland, es ist eine Sprache mit einer<br />

lebendigen Schriftlichkeit – auch in der Migration –, <strong>die</strong> in vielfältigen, auch<br />

in Deutschland produzierten Presse- und Druckerzeugnissen, in den Neuen<br />

Me<strong>die</strong>n, in der geschäftlichen Kommunikation, in der schriftlichen Kommunikation<br />

von türkischen Vereinen und in der privaten Kommunikation praktiziert<br />

wird. Türkische Schriftsprache in Deutschland, und damit auch <strong>die</strong><br />

türkische Orthographie in Deutschland, ist dabei nicht einfach mit der türkischen<br />

Schriftsprache in der Türkei gleichzusetzen: Sie ist vielmehr stärker<br />

dem Einfluss der Mehrheits- und Nationalsprache Deutsch ausgesetzt als <strong>die</strong><br />

türkische Mündlichkeit, da <strong>die</strong> sozialen Räume der Schriftlichkeit allgemein<br />

stärker durch <strong>die</strong> national- und mehrheitssprachlichen Normen konventionalisiert<br />

sind als <strong>die</strong> der Mündlichkeit. 5<br />

Der Erwerb der türkischen Schriftsprache in Deutschland ist entsprechend<br />

anderen sprachlichen, sozialen und gesellschaftlichen Faktoren unterworfen<br />

als in der Türkei. Er geschieht in der Regel parallel zu oder nach dem<br />

Erwerb der deutschen Schriftsprache, kann autodidaktisch oder auch im Elternhaus,<br />

nicht selten aber auch im schulischen oder außerschulischen Mutter-<br />

oder Herkunftssprachenunterricht 6 oder in einem bilingualen Schulprojekt<br />

erfolgen.<br />

Die Dynamiken des türkischen Schriftspracherwerbs in der Migration<br />

sind wenig erforscht; erste Ergebnisse zeigen, dass <strong>die</strong> unterschiedlichen kontextuellen<br />

Bedingungen zu wesentlich heterogeneren Erwerbsverläufen als<br />

beim Schriftspracherwerb in der Mehrheitssprache Deutsch führen. 7 In jedem<br />

Fall stellt der Erwerb der türkischen Schriftlichkeit eine Auseinandersetzung<br />

mit sprachspezifischen Verschriftungsstrategien dar. Der Kontext in der Migrationsgesellschaft<br />

gibt einen nur schwachen Input, auch und insbesondere<br />

aufgrund der Entfernung von einer bestimmten Sprachpraxis. In der Migrantengesellschaft<br />

<strong>hat</strong> sich weder ein den Türkei-türkischen Praktiken entsprechendes<br />

Regelsystem gebildet, noch lässt sich von normierten Praktiken einer<br />

migrantenschriftlichen Varietät sprechen. So bleibt häufig nur <strong>die</strong> Möglich-<br />

5 Christoph Schroeder, Orthography in German-Turkish Language Contact.<br />

6 Ders., Der Türkischunterricht und seine Sprache(n), in: Zeitschrift für Fremdsprachenforschung,<br />

4. 2003, H. 1, S. 23–39.<br />

7 Pfaff/Dollnick/Schroeder, Türkischer Schriftspracherwerb in der mehrsprachigen<br />

deutschen Gesellschaft.<br />

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