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Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...

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Literalität im Arabischen in Aus- und Einwanderungskontexten<br />

strikt normativer Ansatz in manchen Fällen ebenfalls zur Abtrennung der<br />

Präposition führt, obwohl der Grund nicht mit einem orthographischen Prinzip<br />

erklärt werden kann. In Deutschland hingegen ist der normative Einfluss<br />

des klassischen Arabisch sehr schwach und <strong>die</strong> Adaptation anderer Prinzipien<br />

relativ systematisch.<br />

Fouad weist aus linguistischer Sicht also eine weit fortgeschrittene Integration<br />

in <strong>die</strong> Zielgesellschaft auf. Dennoch spielt <strong>die</strong> religiöse Orientierung<br />

der Familie eine bedeutende Rolle. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass<br />

seine Mutter Mitglied des Bildungszirkels der marokkanischen Vereinsfrauen<br />

war.<br />

7 Schriftanalyse als Indikator kultureller Orientierung?<br />

In <strong>die</strong>sem Artikel wurde das Thema Literalität mit neuen Tendenzen in der<br />

religiösen Praxis und in der Bildung innerhalb der marokkanischen Gesellschaft<br />

und bei marokkanischen Migranten in Deutschland in Verbindung gesetzt.<br />

Die Notwendigkeit, <strong>die</strong> grundlegenden Traditionen, Gewohnheiten<br />

und Lehren der eigenen Religion zu erklären, bringt viele Muslime dazu, das<br />

Heilige Buch auf eine ganz neue Art zu lesen, das heißt nicht nur <strong>die</strong> Verse<br />

aufzuschlagen und zu rezitieren, sondern sie zu verstehen. Während in Europa<br />

<strong>die</strong>se Tendenz an den Status der religiösen Minorität geknüpft ist, führen<br />

in Marokko der gesellschaftliche Modernisierungsprozess und <strong>die</strong> Ausweitung<br />

der Schulbildung <strong>die</strong> jüngere Generation auf den Weg der modernen<br />

Literalität.<br />

Zu den Methoden <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong> gehörte eine orthographische Mikroanalyse,<br />

welche <strong>die</strong> kulturelle Orientierung der zum Teil mehrsprachig alphabetisierten<br />

Schüler_innen untersucht <strong>hat</strong>. 48 Diese Orientierung ist nicht<br />

bewusst und explizit, sondern sie bleibt implizit durch <strong>die</strong> Art der Anwendung<br />

von orthographischen Prinzipien und normativen Anschauungen zum<br />

Thema Schriftlichkeit. In Bezug auf Marokko können Lerner_innen entlang<br />

der Kriterien unterschieden werden, wie <strong>die</strong> orthographischen Prinzipien des<br />

modernen Arabisch, <strong>die</strong> in der Schule gelehrt werden, zur Anwendung<br />

kommen: Auf der einen Seite findet sich hier eine Vorherrschaft der normativen<br />

Sicht, <strong>die</strong> den Output unter Zuhilfenahme der geltenden Norm in korrekt<br />

und inkorrekt unterteilt, während auf der anderen Seite der Wunsch<br />

nach einer größeren Konsistenz der angewandten Prinzipien besteht. In<br />

Deutschland entfaltet <strong>die</strong> spezifische Konzeptualisierung von Wortgrenzen<br />

des Deutschen ihre Wirkung auch auf Texte, <strong>die</strong> mit dem arabischen Alphabet<br />

verschriftlicht wurden.<br />

48 Eine vergleichbare Arbeit zu den mehrsprachigen Schreibpraktiken marokkanischer<br />

Grundschüler in Frankreich liegt nun mit Constanze Weth, <strong>Mehrsprachig</strong>e Schriftpraktiken<br />

in Frankreich, Stuttgart 2008 vor.<br />

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