Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...
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Ulrich Mehlem<br />
untereinander nutzen <strong>die</strong>se Sprache, auch in der Kommunikation mit der<br />
Mutter, da <strong>die</strong>se Deutsch nur rudimentär beherrscht.<br />
Mounir war einer der ersten Jungen, <strong>die</strong> sich bereiterklärt haben, <strong>die</strong><br />
Bildergeschichte auf Berberisch zu erzählen – eine Aufgabe, <strong>die</strong> er mit nur<br />
wenigen Unsicherheiten bewältigt <strong>hat</strong>. Seine deutsche Version war sogar<br />
noch ausgereifter. Für <strong>die</strong> Niederschrift seiner Erzählungen wählte er das lateinische<br />
Alphabet fürs Deutsche – sein Text weist beachtliche Kompetenzen<br />
in der Schriftsprache auf – und das arabische Alphabet fürs Berberische. Obwohl<br />
er vorher niemals in <strong>die</strong>ser Sprache geschrieben <strong>hat</strong> – <strong>die</strong>s ist laut seinem<br />
Vater nicht möglich und sollte auch nicht getan werden 44 , – erkannte er<br />
sehr treffend <strong>die</strong> Unterschiede zwischen dem geschriebenen Arabisch (d.h.<br />
klassisches Arabisch) und dem geschriebenen Berberisch mit arabischen<br />
Buchstaben.<br />
Abbildung 6: Mounirs berberischer Text (Auszug)<br />
1a<br />
Bei näherer Betrachtung des berberischen Textes stellt man fest, dass <strong>die</strong> Entscheidung<br />
für das arabische Alphabet den beachtlichen Einfluss des deutschen<br />
orthographischen Systems auf <strong>die</strong> Schreibkompetenz von Mounir nicht<br />
verhindert. Selbst <strong>die</strong> arabischen Buchstaben werden nicht immer nach phonologischen<br />
Prinzipien gewählt, sondern in Anlehnung an <strong>die</strong> Verwendung<br />
des lateinischen Alphabets für <strong>die</strong> deutsche Schriftsprache. So steht der<br />
Buchstabe im Deutschen für zwei Phoneme: am Wortanfang wird er als<br />
/z/ artikuliert, am Wortende als /s/, in intervokalischer Position steht <br />
für /z/, während oder das /s/ darstellt. Diese systematische Verteilung<br />
des s-Graphems im Deutschen kann zu einer Art Unterdifferenzierung<br />
führen, wenn man es auf das Berberische überträgt. Obwohl das arabische<br />
Alphabet über zwei verschiedene Buchstaben für /z/ und /s/ unabhängig<br />
von ihrer Position in der Silbe verfügt, nutzt Mounir manchmal <br />
() zugleich für /z/ und /s/.<br />
44 Vgl. Mehlem, Experiment Muttersprache.<br />
48<br />
1b