Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...
Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...
Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Lesen sie doch? – Fragen an <strong>die</strong> LiPs-Stu<strong>die</strong><br />
Englisch negativ auf den Erstschriftspracherwerb auswirkt. 52 Die Daten der<br />
Stu<strong>die</strong> belegen, dass <strong>die</strong> Lernenden englische Wörter, deren Schriftbild ihnen<br />
nicht bekannt ist, auf der Grundlage der deutschen Graphem-Phonem-<br />
Relation schreiben (z.B. *weit für white) und sich ein Ausklammern des englischen<br />
Schriftbildes negativ auf das Sprachenlernen auswirken kann. 53 Des<br />
Weiteren zeigte sich durch <strong>die</strong> Hinzunahme des englischen Schriftbildes keine<br />
negative Auswirkung auf den Erstschriftspracherwerb. 54 Damit liegen<br />
nun wichtige Daten vor, <strong>die</strong> bei der Diskussion um den geeigneten Zeitpunkt<br />
für <strong>die</strong> Einführung des Schriftbildes berücksichtigt werden müssen.<br />
Ebenfalls in Baden-Württemberg führte Diehr von 2005 bis 2007 im<br />
Rahmen des Projekts JuLe (›Junge Lerner lesen Englisch‹) drei explorative<br />
Fallstu<strong>die</strong>n zum lauten Lesen durch. 55 Während einer leseorientierten Unterrichtseinheit<br />
gingen <strong>die</strong> Lehrkräfte nach drei unterschiedlichen Verfahren<br />
vor: in einer dritten Klasse nach der Ganzwortmethode mit Wortkarten und<br />
Satzstreifen, in einer vierten Klasse nach der imitativen Methode mit Hilfe<br />
von Audiokassetten zum Mitlesen und in einer dritten Klasse nach der expliziten<br />
Methode, mit der auf ausgewählte Graphem-Phonem-Verbindungen<br />
hingewiesen wurde. 56 Am Ende der Unterrichtseinheiten lasen <strong>die</strong> Lerner<br />
eine ihnen bekannte Episode aus einem authentischen Kinderbuch vor. Dabei<br />
wurde der Lesevortrag aufgezeichnet und anschließend ausgewertet. Die<br />
Texte der Lernenden, <strong>die</strong> nach der Ganzwortmethode unterrichtet worden<br />
waren, weisen <strong>die</strong> meisten Aussprachefehler auf und sind durch eine durchgängig<br />
erstsprachige Phonation gekennzeichnet. Dieses Ergebnis ist wahrscheinlich<br />
darauf zurückzuführen, dass <strong>die</strong> visuelle Identität der deutschen<br />
und englischen Grapheme bei den Lernenden <strong>die</strong> Vorstellung vom erstsprachlichen<br />
Klangwert als einer Eigenschaft der englischen Buchstaben entstehen<br />
ließ. 57 Die Viertklässler, <strong>die</strong> nach der imitativen Methode unterrichtet<br />
worden waren, machten <strong>die</strong> wenigsten Aussprache- und Lesefehler und lasen<br />
ihre Texte ausdrucksvoll und verständig vor. Allerdings trat im Laufe<br />
der Unterrichtseinheit ein spürbarer Motivationsverlust ein. Die Lernenden<br />
empfanden das wiederholte Mit- und Nachsprechen zunehmend als langweilig,<br />
zumal das zugrundegelegte Kinderbuch sie intellektuell unterforderte.<br />
Die Lernenden, <strong>die</strong> nach der expliziten Methode unterrichtet wurden, la-<br />
52 Jutta Rymarczyk/Annika Musall, Reading Skills of Firstgraders who Learn to Read<br />
and Write in German and English, in: Diehr/Rymarczyk (Hg.), Researching Literacy<br />
in a Foreign Language, S. 69–88.<br />
53 Rymarczyk, Einführung Schriftbild, S. 177.<br />
54 Rymarczyk/Musall, Reading Skills of Firstgraders.<br />
55 Diehr, Research into Reading.<br />
56 Ebd.<br />
57 Günther L. Karcher, Das Lesen in der Erst- und Fremdsprache, Heidelberg 1994,<br />
S. 177.<br />
153