05.01.2013 Aufrufe

Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...

Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...

Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Entwicklung der Kategorie Wort<br />

somit nicht <strong>die</strong> Perzeption als akzentuierte Silbe in Frage. Der Onset des Negativsuffixes<br />

ist der Start der Fallbewegung, <strong>die</strong> sich auf den folgenden Silben<br />

fortsetzt. Levi 23 untersucht solche Akzentuierungsmerkmale des Türkeitürkischen<br />

und beschreibt sie mit der Kontur H*LL%.<br />

Wir sehen hier eine Verbindung der Artikulation durch <strong>die</strong> Schüler_innen<br />

zu ihren Verschriftlichungen: Eine abweichende Akzentuierung<br />

und eine perzeptiv markante Kontur, <strong>die</strong> sich durch ihre Fallbewegung von<br />

den umgebenden Silben abhebt, wird möglicherweise viel stärker als ein abgetrenntes<br />

Element wahrgenommen. Dementsprechend wird auch orthographisch<br />

eine Wortgrenze gesetzt. Hinzu kommt, dass ein feststehender Akzent,<br />

wie er den Schüler_innen aus dem Deutschen bekannt ist, auch ein Äußerungsende<br />

bzw. das Ende einer semantischen Einheit projizieren kann.<br />

Daher ergibt sich der Eindruck, dass zwischen dem Verbstamm und der Suffixkette<br />

eine Grenze zu setzen ist.<br />

An <strong>die</strong>ser Stelle legen unsere Daten <strong>die</strong> These nahe, dass Suffixe als eine<br />

Funktionswortklasse interpretiert werden und sich im Sprachgebrauch<br />

bilingualer Kinder vom Standardtürkischen unterscheiden.<br />

Gruppe 2: adverbiale Kasussuffixe (Ablativ, Lokativ und Instrumental)<br />

Die Getrenntschreibungen von Suffixen in der zweiten Gruppe betreffen <strong>die</strong><br />

Kasussuffixe des Ablativs, des Lokativs und des Instrumental (bzw. Komitativ/Soziativ).<br />

Morphologisch sind ABL (-dAn), LOK (-dA) und INSTR (-(y)lA) Kasus,<br />

<strong>die</strong> adverbiale Relationen ausdrücken. Im Deutschen werden äquivalente Kategorien<br />

durch Präpositionen wiedergegeben. Der Ablativ versprachlicht <strong>die</strong><br />

Quelle der Bewegung und kann im Deutschen mit den Präpositionen von<br />

und aus wiedergegeben werden. Der Lokativ gibt einen stativen Ort an und<br />

ist im Deutschen mit in, an, bei, auf usw. wiederzugeben. Das Instrumental<br />

verweist auf Relationen, <strong>die</strong> im Deutschen mit der Präposition mit ausgedrückt<br />

werden können.<br />

Im Teilkorpus 1 wurden in 21 (aus 88) Fällen von Suffix-Getrenntschreibungen<br />

<strong>die</strong>se adverbialen Kasusmarkierungen getrennt geschrieben.<br />

Davon betrafen 14 Fälle das Ablativsuffix, 4 Fälle das Lokativsuffix und 3<br />

Fälle das Instrumentalsuffix.<br />

Das Ablativsuffix ist durch seine geschlossene Silbenform (-dAn – CVC)<br />

›schwerer‹ als <strong>die</strong> anderen Kasusmarkierungen, <strong>die</strong> entweder rein vokalisch<br />

sind oder eine CV-Form haben. Diese Eigenschaft mag mit ein Grund dafür<br />

sein, warum der Ablativ wesentlich häufiger als <strong>die</strong> übrigen Kasussuffixe getrennt<br />

geschrieben wird.<br />

23 Susannah Levi, Acoustic Correlates of Lexical Accent in Turkish, in: Journal of the<br />

International Phonetic Association, 35. 2005, H. 1, S. 73–97.<br />

73

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!