Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...
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Adelheid Kierepka<br />
Grundschule auch gefordert, Standards für das fremdsprachliche Können der<br />
Kinder am Ende der Klasse 4 festzuschreiben. 56<br />
Das Ziel <strong>die</strong>ser Standards ist es, Leistungen der Kinder am Ende der<br />
Grundschulzeit vergleichbar zu machen, um eine kontinuierliche Weiterführung<br />
in der Sekundarstufe zu ermöglichen, da »[n]ur wenn der Unterricht in<br />
der 5. Klasse an das anschließt, was <strong>die</strong> Kinder vorher gelernt haben, […]<br />
Frühbeginn sinnvoll [ist]«. 57 In <strong>die</strong>sem Zusammenhang muss <strong>die</strong> Rolle der<br />
Schriftsprache für <strong>die</strong> Anfangsphase des Fremdsprachenlernens differenziert<br />
beschrieben werden, um <strong>die</strong> grundschulspezifische Ausprägung des Konzepts<br />
nicht Gefahr laufen zu lassen, von der Sekundarstufendidaktik überrollt<br />
zu werden. Fest steht, dass <strong>die</strong> Versuche zur Vermeidung der Nutzung<br />
der Schriftsprache im schulischen Fremdsprachenlernen kontraproduktiv<br />
sind, da sie das Lernen der Kinder künstlich und ungerechtfertigt reglementieren.<br />
58<br />
Grundschulkinder werden im Alltag mit unterschiedlichen Schriftsprachen<br />
konfrontiert, und ihr Entdeckerdrang aktiviert intuitiv Strategien des<br />
Verstehens. Sie wenden am Ende der Grundschulzeit zunehmend bewusst<br />
ihre im Deutschunterricht erworbenen Erfahrungen mit der Schriftsprache in<br />
der Fremdsprache an. Sie sind aus dem Deutschunterricht gewöhnt, dass alles<br />
Gesprochene auch geschrieben werden kann. 59 Das führt dazu, dass <strong>die</strong><br />
Kinder im Fremdsprachenunterricht ihr eigenes Schriftbild erfinden. Einige<br />
Kinder nutzen bewusst <strong>die</strong> orthographisch korrekte oder eine idiosynkratische<br />
graphische Form, um ihr Sprachkönnen selbstständig auszubauen.<br />
»Denn wir lernen nicht dort am meisten, wo wir schon alles können, sondern<br />
genau an den Knackpunkten zu den Bereichen, in denen wir uns noch nicht<br />
perfekt auskennen, ganz im Sinne der ›Zone of Proximal Development‹ nach<br />
Vygotsky.« 60 Kinder nutzen das Schriftbild als zusätzliche visuelle Hilfe und<br />
somit als Erinnerungs- und Lernhilfe. Durch Lesen und Schreiben wird das<br />
Segmentieren in einzelne Wörter und damit das Begreifen der Bedeutung<br />
56 Die bislang einzige veröffentlichte Beschreibung von grundlegenden Standards für<br />
das fremdsprachliche Können am Ende der Klasse 4 findet man in BIG Kreis der Stiftung<br />
Lernen, Fremdsprachenunterricht in der Grundschule. Standards, Unterrichtsqualität,<br />
Lehrerbildung, München 2005.<br />
57 Peter Doyé, Fremdsprachenunterricht als verbindlicher Lernbereich der Grundschule:<br />
Bedingungen für seine bundesweite Einführung, in: Gompf (Hg.), Kinder<br />
lernen europäische Sprachen, S. 26–31, hier S. 30.<br />
58 Vgl. dazu aktuelle Forschungsprojekte zur Schrift im Fremdsprachenunterricht der<br />
Grundschule in: Bärbel Diehr/Jutta Rymarczyk (Hg.), Researching Literacy in a<br />
Foreign Language among Primary School Learners, Frankfurt a.M. 2010.<br />
59 Duscha, Der Einfluss der Schrift, S. 162.<br />
60 Ulrich Bliesener/Peter Edelenbos, Früher Fremdsprachenunterricht – Begründungen<br />
und Praxis, Leipzig 1998, S. 13.<br />
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