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Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...

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Ulrich Mehlem<br />

Die Präposition {f=} wurde, wie im Fall von Farida, entsprechend ihrer phonologischen<br />

Struktur im marokkanischen Arabisch geschrieben. Es wurde<br />

weder ein zusätzliches Vokalzeichen hinzugefügt, noch wurde <strong>die</strong> Präposition<br />

als ein Einbuchstabenwort realisiert – das entspräche auch in der deutschen<br />

Orthographie einer grundlegenden Regelverletzung. Aus Sicht des<br />

klassischen Arabisch wird hier also kein Normverstoß beobachtet. Auf der<br />

anderen Seite ist <strong>die</strong> Präposition nicht mit dem Nomen, sondern mit dem Determinierer<br />

verbunden, welcher wiederum zweimal vorkommt: einmal verbunden<br />

mit der Präposition, einmal mit dem Nomen. Diese Lösung entspricht<br />

exakt dem, was Fouad in der Schule in Bezug auf <strong>die</strong> Schreibung von<br />

Verbindungen aus Präposition und Artikel im Deutschen gelernt <strong>hat</strong>, wie<br />

, das aus 47 zusammengesetzt ist. Indem er <strong>die</strong> Präposition mit<br />

dem Artikel kombiniert und das entstandene Konstrukt vom Nomen trennt,<br />

verletzt Fouad jedoch <strong>die</strong> Prinzipien der arabischen Matrix. Diese realisiert<br />

<strong>die</strong> Kategorie der Definitheit nicht als einen Artikel, sondern als ein gebundenes<br />

Morphem. Aus <strong>die</strong>sem Grund ist Fouads Lösung weit von der Leilas<br />

oder Faridas entfernt. Sein Text repräsentiert eine Art Diaspora-Literalität,<br />

<strong>die</strong> sehr stark von den orthographischen Prinzipien des Deutschen beeinflusst<br />

wird, auch wenn das Alphabet das arabische ist.<br />

Tabelle 11: Schreiben von monographematischen Präpositionen<br />

im marokkanischen Arabisch: Deutschland und Marokko<br />

52<br />

Anzahl an<br />

Präpositionen<br />

Anzahl an vom<br />

Nomen getrennten<br />

Präpositionen<br />

Prozentsatz der<br />

getrennten<br />

Präpositionen<br />

Klasse 3–4 (N=4) 4,0 2,5 62,5%<br />

Hauptschule, 5.–7. Kl. (N=7) 6,8 4,5<br />

Hauptschule, 8.–10. Kl. (N=7) 9,6 8,1 85,1%<br />

Kontrollgruppe (Nador) (N=10) 10,1 4,9 48,5%<br />

Quelle: Maas/Mehlem, Schriftkulturelle Ressourcen und Barrieren bei marokkanischen<br />

Kindern in Deutschland, S. 359.<br />

Tabelle 11 zeigt <strong>die</strong> Lösungen der Kinder in Deutschland und Marokko in<br />

Bezug auf <strong>die</strong> Schreibung von Einbuchstabenpräpositionen des Marokkanisch-Arabischen.<br />

Der Unterschied zwischen den Schüler_innen in Deutschland<br />

und der Kontrollgruppe in Marokko fällt geringer aus, als es bei Berberisch<br />

der Fall war. Der Grund dafür ist <strong>die</strong> Tatsache, dass in Marokko ein<br />

47 Diese Formen werden in der deutschen Grammatik als Verschmelzungen beschrieben,<br />

vgl. Peter Eisenberg, Grundriß der deutschen Grammatik: Der Satz, Stuttgart<br />

2004, S. 198–202.

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