Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...
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Bärbel Diehr und Stefanie Frisch<br />
Schülerbefragung, vorgestellt werden. Nachdem es sich abzeichnet, dass<br />
Grundschullernende tatsächlich auf Englisch lesen können, werden im sechsten<br />
Kapitel erste Schlussfolgerungen gezogen. Die Autorinnen sind zu der<br />
Auffassung gelangt, dass <strong>die</strong> Frage nach einer leseförderlichen Heranführung<br />
an <strong>die</strong> englische Schriftsprache in Klasse 1 und 2 in der zukünftigen<br />
Forschung Vorrang ver<strong>die</strong>nt.<br />
1 Lesenlernen in der Fremdsprache<br />
Solange <strong>die</strong> erste Begegnung mit einer Fremdsprache in Klasse 5 stattfand,<br />
gab es wenig Anlass, über <strong>die</strong> Rolle der Schrift nachzudenken, da <strong>die</strong> Lernenden<br />
bereits alphabetisiert und mit Schrift vertraut waren. Mit der Einführung<br />
des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule änderte sich <strong>die</strong> Situation<br />
zunächst kaum, weil in den frühen Konzeptionen des Englischunterrichts auf<br />
der Primarstufe der Schwerpunkt beinahe ausschließlich auf <strong>die</strong> Entwicklung<br />
der mündlichen Fähigkeiten gelegt wurde. Ein Grund dafür lag in der Orientierung<br />
an der Erwerbsfolge in der Erstsprache. Außerdem befürchtete man<br />
beim Einsatz des Schriftbildes Interferenzen zwischen dem Erst- und dem<br />
Zweitschriftspracherwerb. 1 In den jüngsten Lehrplänen verschiedener Bundesländer<br />
wird jedoch der Einsatz des englischen oder französischen Schriftbildes<br />
ausdrücklich erwähnt und das Lesen und Schreiben in Kompetenzbeschreibungen<br />
berücksichtigt. 2 Diese Entwicklung hängt vermutlich mit der<br />
Beobachtung zusammen, dass <strong>die</strong> Lernenden das Schriftbild einfordern und<br />
sich der Ausschluss des Schriftbildes eher negativ auf den Fremdsprachenerwerb<br />
auswirkt. 3 Allerdings bleiben <strong>die</strong> neueren curricularen Ausführungen<br />
zum adäquaten Umgang mit der englischen Schrift im Rahmen einer simultanen<br />
bzw. quasi-simultanen Alphabetisierung sehr vage. Für Lehrkräfte<br />
erschwerend kommt hinzu, dass zum Teil widersprüchliche Kompetenzerwartungen<br />
formuliert werden: Auf der einen Seite sollen <strong>die</strong> Lerner lediglich<br />
bekanntes Wortmaterial wiedererkennend lesen, d.h. das Schriftbild erfüllt<br />
eine lern- und erinnerungsunterstützende Funktion; auf der anderen Seite<br />
sollen sie bereits verschiedene Hilfsmittel wie das Lehrwerk, Wörterbücher<br />
1 Vgl. den Beitrag von Adelheid Kierepka in <strong>die</strong>sem Band.<br />
2 Z.B. Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (Hg.), Bildungsplan<br />
für <strong>die</strong> Grundschule, Villingen-Schwenningen 2004; Ministerium für Schule<br />
und Weiterbildung Nordrhein-Westfalen (MSW NRW), Richtlinien und Lehrpläne<br />
für <strong>die</strong> Grundschulen in Nordrhein-Westfalen, Frechen 2008.<br />
3 Jutta Rymarczyk, Früher oder später? Zur Einführung des Schriftbildes in der<br />
Grundschule, in: Heiner Böttger (Hg.), Fortschritte im Frühen Fremdsprachenlernen.<br />
Ausgewählte Tagungsbeiträge Nürnberg 2007, München 2008, S. 170–182, hier<br />
S. 170; Bärbel Diehr/Jutta Rymarczyk, ›Ich weiß es, weil ich es so spreche.‹ Zur Basis<br />
von Lese- und Schreibversuchen, in: Grundschulmagazin Englisch – The Primary<br />
English Magazine, 1. 2008, S. 6–8.<br />
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