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Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...

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<strong>Mehrsprachig</strong>keit und Fremdsprachenlernen<br />

Wie ›kompetent‹ man in einer Sprache wird, hängt schließlich davon<br />

ab, unter welchen Bedingungen und mit welcher Intensität man seine Sprachen<br />

erwirbt; ob man Zugang zur Schriftsprache <strong>hat</strong>, ob man Einblicke in das<br />

Regelsystem einer Sprache bekommt oder wie häufig und in welchen Kontexten<br />

man seine vorhandenen Sprachen tatsächlich verwendet. 24 Die<br />

Sprachlernbiographien, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Faktoren bedingen, sind bei mehrsprachigen<br />

Schüler_innen jedoch äußerst unterschiedlich. So stellte Riehl 25 in ihren<br />

Untersuchungen fest, dass <strong>die</strong> Mehrheit der mehrsprachigen Schüler_innen<br />

an deutschen Schulen keinen oder nur selten Zugang zu Zeitschriften und<br />

Büchern in ihrer Erstsprache haben und in <strong>die</strong>ser deshalb gar nicht oder nur<br />

bedingt lesen und schreiben können.<br />

Bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund kann demnach<br />

nicht immer von einer ähnlich stabilen Sprachkompetenz in ihren jeweils<br />

vorhandenen Sprachen ausgegangen werden. Dies bestätigt sich auch<br />

in eigenen Angaben mehrsprachiger Kinder. Lerner einer vierten Klasse wurden<br />

gebeten, alle ihre Sprachen in eine Silhouette hineinzumalen und dabei<br />

für jede Sprache eine andere Farbe zu verwenden, um zu verdeutlichen, wo<br />

sie ihre Sprachen lokalisieren. Zudem sollten Sie Auskunft darüber geben,<br />

welche Konnotation sie mit den einzelnen Sprachen – insbesondere im Hinblick<br />

auf deren Aneignung und Verwendung – haben und wieso sie <strong>die</strong><br />

Sprachen in dem von ihnen gewählten Körperteil anlegen. 26<br />

Abbildung 1 wurde von einem Jungen gemalt, der behauptet, Deutsch<br />

und Spanisch gleichermaßen gut zu können. Man kann hier entsprechend<br />

von einer ausgewogenen oder simultanen Zwei- oder <strong>Mehrsprachig</strong>keit ausgehen.<br />

Bei <strong>die</strong>ser Form wächst ein Kind in der Lebensphase, in der es sprechen<br />

lernt, parallel mit zwei oder mehr Sprachen auf und erlangt durch <strong>die</strong>sen simultanen<br />

Spracherwerb in allen Sprachen einen etwa gleichwertigen Sprachstand,<br />

den es auch über einen längeren Zeitraum hinweg halten kann. Diese<br />

›Idealform‹ der Zwei- oder <strong>Mehrsprachig</strong>keit, von welcher <strong>die</strong> Lerner für ihre<br />

1998, H. 5, S. 117–149; P. González, Learning a L2 in a Third Language Environment,<br />

in: Toegepaste Taalwetenschap in Artikelen, 59. 1998, S. 31–39.<br />

24 Rosemarie Tracy, Wie Kinder Sprachen lernen. Und wie wir sie dabei unterstützen<br />

können, Tübingen 2008.<br />

25 Claudia Maria Riehl, Die Bedeutung von <strong>Mehrsprachig</strong>keit, Newsletter des Kompetenzzentrums<br />

für Sprachförderung, 1. 2006, S. 1–3.<br />

26 Die Visualisierung und Dokumentation vorhandener Sprachen in einer Silhouette<br />

wurde zum ersten Mal von Michael Legutke im Rahmen der Einführung des hessischen<br />

Sprachenportfolios vorgeschlagen: Michael Legutke, Portfolio für Sprachen –<br />

in der Grundschule? Anmerkungen zu einem hessischen Pilotprojekt, in: Grundschulunterricht,<br />

48. 2001 (Sonderheft Fremdsprachen), S. 20–23. Diese Idee findet<br />

sich seitdem in vielen Sprachenportfolios, welche von diversen Schulbuchverlagen<br />

für den Fremdsprachenunterricht der Grundschule angeboten werden, wieder.<br />

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