Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...
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Christoph Schroeder und Yazgül Şimşek<br />
Wie zuvor beim Instrumentalsuffix, wurde auch hier beim Lokativsuffix eine<br />
steigende Kontur produziert, <strong>die</strong> gleichzeitig das Einheiten-/Äußerungsende<br />
markiert. Die phonologischen Kriterien im Deutschlandtürkischen bestehen<br />
also nicht nur in der abnehmenden Relevanz der Vokalharmonie, sondern<br />
ebenso in einer spezifischen Intonation, <strong>die</strong> zu einer Wahrnehmung als separierte<br />
Elemente beiträgt. Wortgrenzen sind also in den Fällen nicht mit vokalharmonischen<br />
Regeln identisch, in denen das Deutschlandtürkische <strong>die</strong><br />
von Queen 25 als »fusion« bezeichneten prosodischen Merkmale trägt: eine<br />
steigende Kontur, <strong>die</strong> als <strong>die</strong> Endintonation der Gesamteinheit mit L*HH%<br />
bezeichnet werden kann.<br />
Es gibt offenbar gute Gründe anzunehmen, dass <strong>die</strong> türkischen Suffixe<br />
im Sprachkontakt mit dem Deutschen als Funktionswörter analysiert werden.<br />
Diese Analyse dominiert dann <strong>die</strong> phonologischen Kriterien der Vokalharmonie,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Zusammenschreibung bedingen müssten. Rehbein vertritt<br />
eine ähnliche These, nach der z.B. Kasussuffixe im Deutschlandtürkischen<br />
sprachstrukturelle Veränderungen durchgemacht haben: »the case system is<br />
being dismantled«. 26 Im Falle des Lokativsuffixes nimmt er an, dass das Suffix<br />
in dem Beispiel, das er anführt, mit einer Präpositionalphrase gleichgesetzt<br />
wird. Die Schreibungen in Rehbeins Daten differieren allerdings von<br />
unseren Daten (dort ten<strong>die</strong>ren <strong>die</strong> Schüler_innen zu Zusammenschreibungen),<br />
was möglicherweise als ein Hinweis auf das Vorhandensein bestimmter<br />
Erwerbsstufen interpretiert werden kann.<br />
Gruppe 3: Pluralsuffix, Wortbildungssuffixe und ganze Suffixketten<br />
Die Trennung ganzer Suffixketten am Verb, <strong>die</strong> Getrenntschreibung von<br />
Wortbildungssuffixen und Eigennamen, bei denen <strong>die</strong> Getrenntschreibung<br />
eine Alternative zum Apostroph darstellen kann, bilden eine dritte Gruppe<br />
von Suffixen (41 aus insgesamt 88 Getrenntschreibungen), <strong>die</strong> von Schüler_innen<br />
als eigenständiges Wort geschrieben werden. Aber auch <strong>die</strong> nominale<br />
Pluralmarkierung mit -lAr gehört zu <strong>die</strong>ser Gruppe. Diese Art der Getrenntschreibung<br />
kommt vor allem in den unteren Klassenstufen vor, wie im<br />
folgenden Beispiel:<br />
<strong>die</strong>ses Symbol in dem Programm, in dem <strong>die</strong> akustischen Daten bearbeitet wurden,<br />
nicht dargestellt werden konnte.<br />
25 Queen, Bilingual Intonation Patterns, S. 77; ders., Phrase-final Intonation in Narratives<br />
Told by Turkish-German Bilinguals, S. 175.<br />
26 Jochen Rehbein, Turkish in European Societies. Sonderforschungsbereich 538 <strong>Mehrsprachig</strong>keit:<br />
<strong>Universität</strong> Hamburg 2001, S. 12f.<br />
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