Oder: Welchen Mehrwert hat die Mehrsprachig - IMIS - Universität ...
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Literalität im Arabischen in Aus- und Einwanderungskontexten<br />
Rahmenbedingungen ihres Schriftspracherwerbs hergestellt werden. Dabei<br />
soll geprüft werden, inwiefern <strong>die</strong> Schriftanalyse eine zusätzliche Quelle zur<br />
Bestimmung impliziter kultureller Orientierungen darstellt, <strong>die</strong> einer direkten<br />
Beobachtung oder Befragung nicht zugänglich wären.<br />
Dazu werden vier Fallstu<strong>die</strong>n aus Marokko und drei aus Deutschland<br />
vorgestellt, in denen jeweils unterschiedliche Konstellationen kultureller Orientierungen<br />
und literater Praktiken auftreten.<br />
Die Fallstu<strong>die</strong>n aus Marokko sind Teil eines größeren Projekts in der<br />
Stadt Berkane, in welchem 2004 ca. 400 Schüler_innen der Klassen 1–6 in<br />
zwei Schulen mit unterschiedlichem sozialen Einzugsgebiet mit Hilfe eines<br />
Fragebogens befragt wurden, der sich teilweise an der Vorgehensweise des<br />
Moroccan Literacy Projects von Wagner 9 orientiert. Diese quantitative Erhebung<br />
wurde ergänzt durch Hausbesuche in einem Teilsample von 50 Kindern,<br />
in deren Verlauf narrative Interviews mit den Müttern und Kindern<br />
durchgeführt wurden. 10<br />
Die Erhebungen in Deutschland fanden in den Jahren 1999–2001 in Essen<br />
und Sankt Augustin statt, wobei von insgesamt 73 Kindern verschiedener<br />
Altersstufen Nacherzählungen der Bildergeschichte »Frosch, wo bist Du?« in<br />
Deutsch und der Muttersprache aufgenommen wurden. Später wurden <strong>die</strong><br />
Geschichten von den Kindern auf der Basis ihrer mündlichen Aufnahmen<br />
verschriftlicht. Parallel hierzu wurden Befragungen in Familien und in einem<br />
marokkanischen Elternverein durchgeführt.<br />
Ein weiteres Datenkorpus, das ebenfalls aus Marokko stammt, wurde<br />
im Jahre 2000 und 2001 in den Städten Nador und Oujda erhoben. Dort wurden<br />
Nacherzählungen und schriftliche Fassungen derselben Bildergeschichte<br />
gesammelt, aber ohne zusätzliche Erhebungen im soziokulturellen Umfeld.<br />
Nach einer kurzen Einführung zum Sprachbegriff des Koran 11 (2) folgt<br />
ein Überblick über <strong>die</strong> sprachliche Situation Marokkos (3), <strong>die</strong> Feldforschung<br />
in Berkane und <strong>die</strong> Ergebnisse der teilweise quantitativen Befragung zu Lernereinstellungen,<br />
bevor in (4) <strong>die</strong> vier marokkanischen Fallstu<strong>die</strong>n folgen.<br />
Die Darstellung der Situation in Deutschland beginnt mit einem Überblick,<br />
bei dem unterschiedliche Formen des Arabischunterrichts in Deutschland<br />
und der religiösen und sprachlichen Bildung von Frauen im Vordergrund<br />
stehen (5). Drei Fallstu<strong>die</strong>n aus Deutschland, deren Besonderheiten wieder-<br />
9 Daniel A. Wagner, Literacy, Culture and Development. Becoming Literate in Morocco,<br />
Cambridge 1993.<br />
10 Maas/Mehlem, Schriftkulturelle Ausdruckformen der Identitätsbildung bei marokkanischen<br />
Kindern und Jugendlichen in Marokko.<br />
11 Die korrekte arabische Transliteration des Wortes lautet [qurʔaːn] (wörtl.: Lesung).<br />
Im Interesse einer besseren Lesbarkeit des Textes wird im Folgenden <strong>die</strong> geläufige<br />
deutsche Schreibung verwendet, <strong>die</strong> auf Goethes West-Östlichen Diwan zurückgeht,<br />
der wiederum eine persische Artikulation des Wortes zugrundelegt.<br />
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