Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
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Die Mitarbeiter von KKW waren mit dieser Entscheidung des<br />
zwischenbehördlichen Rates nicht einverstanden, so dass sie weiterhin die<br />
Mängel am RBMK erkundeten und vom Hauptprojektanten und den Projekt-<br />
Wissenschaftlern konkrete Maßnahmen zur Erhöhung der nuklearen<br />
Sicherheit der Reaktoren forderten. Die letzte (vor der Havarie) war eine<br />
beispiellose Analyse der nuklearen Sicherheit des RBMK, die durch den<br />
Sicherheitsbeauftragten A.A. Jadrihinskij am Kursker KKW durchgeführt<br />
wurde, der in der Konstruktion des Reaktors und seinen Sicherheitssystemen<br />
32 gröbste Verletzungen der (PBJ-04–74)- und (OPB-82)-Regeln der<br />
Konstruktion und des sicheren Betriebs von Kernkraftwerken gefunden hat<br />
(„<strong>Tschernobyl</strong>-Tragödie. Dokumente und Materialien“, Institut <strong>für</strong> Geschichte<br />
der Ukraine, Kiew, Naukova Dumka, 1996, S. 58-71).<br />
Seine Arbeit schickte er (fünf Monate vor der <strong>Tschernobyl</strong>-Havarie!)<br />
nach Moskau an den Chef der 1. Hauptdirektion der Staatlichen<br />
Atomenergieaufsichtsbehörde der UdSSR, V.K. Gorelihin und nach<br />
W olgodonsk an den Leiter der Direktion der Staatlichen Atomenergieaufsichtsbehörde<br />
der UdSSR <strong>für</strong> die Südregion, V.S. Shkabara.<br />
In Moskau wurden die Forderungen von A.A. Jadrihinski, wie gewohnt,<br />
ignoriert, aber <strong>aus</strong> Wolgodonsk kam eine offizielle Antwort. Das Schreiben<br />
der Staatlichen Atomenergieaufsichtsbehörde vom 06.12.85 (№ JuO 32-829)<br />
enthält bemerkenswerte Worte des Leiters von Region: “... nach Pkt. 11.5.<br />
der Schlussfolgerungen schlägt der Autor vor, alle RBMK-Reaktoren<br />
abzuschalten wegen der physikalischen Unvollkommenheit der Steuer- und<br />
Schutzsysteme des Reaktors, obwohl meiner Meinung nach ihre Bestandteile<br />
obengenannter Rubrik die Anforderungen von PBJ erfüllen”<br />
Das war eine Antwort nach dem Prinzip – ich Chef, du Dummkopf.<br />
Natürlich war Shkabara nicht der Mann, der die alleinige Verantwortung <strong>für</strong><br />
das Nichtergreifen der dringenden Maßnahmen, die die <strong>Tschernobyl</strong>havarie<br />
hätten verhindern können, auf sich genommen hätte. Er war nur der Letzte<br />
in einer Kette von Beamten verschiedenen Kalibers <strong>aus</strong> Wissenschaft,<br />
deren Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit sich hinter ihrem Namen<br />
versteckten.<br />
Ungeachtet der Forderung des Inspektors, die Reaktoren abzuschalten,<br />
die er mit strengen Berechnungen und Hinweisen auf die Sicherheitsregeln<br />
begründete, arbeiteten die Atomkraftwerke weiter mit RBMK-Reaktoren <strong>bis</strong><br />
am 26.04.86 im KKW <strong>Tschernobyl</strong> eine Havarie katastrophalen Ausmaßes<br />
passierte, die hätte vermieden werden können.<br />
Vorgerichtliche Untersuchung des Unfalls<br />
Unter den Atomspezialisten glaubten viele, dass in sowjetischen KKW<br />
eine Havarie mit Leistungsexplosion auf prompten Neutronen nicht passieren<br />
kann, weil Konstruktion und Physik der Reaktoren das nicht zulassen.<br />
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