Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
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Die unkontrollierte Beschleunigung der Reaktorleistung ist vergleichbar<br />
mit einer nuklearen Explosion. Der einzige Unterschied zwischen der<br />
<strong>Tschernobyl</strong>er Beschleunigung auf prompten Neutronen und der Explosion<br />
der ersten Uran-Atom-Bombe bestand darin, dass der größte Teil der<br />
Ladung in der Bombe reagierte, bevor sich die Elemente der Bombe in<br />
verschiedene Richtungen <strong>aus</strong>breiten konnten. Entsprechend wurde dabei<br />
mehr Energie als bei der Explosion des <strong>Tschernobyl</strong>-Reaktors frei. Deswegen<br />
nennen einzelne Fachleute die Reaktorexplosion auch „thermale Explosion”,<br />
obwohl sie einen nuklearen Charater hat.<br />
Der Leistungszuwachs einer Bombenexplosion wird durch vorläufige<br />
Explosion der sogenannten “einfassenden” Ladungen von konventionellem<br />
Sprengstoff, deren Zweck ist, eine kritische Masse von Kernmaterie in einem<br />
kleinen Volumen <strong>für</strong> die maximale Anzahl von Kernspaltungen in dieser zu<br />
erhalten, was zur maximalen Explosionsenergie führt. In <strong>Tschernobyl</strong> war<br />
Kettenreaktion der Kernspaltung kürzer als bei einer Bombe, weil der<br />
Kernbrennstoff und Moderator durch Energiefreisetzung auf die Seiten<br />
sofort zerstreut waren, sobald die Explosion die Zugfestigkeit des<br />
Reaktorbehälters überschritten hat. Während dieser Zeit wurden rund 10%<br />
des Urans von der gesamten Masse des Kernbrennstoffes gespalten, der<br />
sich im Reaktor befand. (zum Zeitpunkt der Explosion befanden sich im<br />
Reaktor etwa 50 kritische Massen von Uran (Karpan N.V. “Rache des<br />
friedlichen Atoms”, 2006, Dnepropetrovsk, S. 275, 276).<br />
Unkontrollierte Beschleunigung der Reaktorleistung, die mit der Explosion<br />
endete, verteilte den Kernbrennstoff und Graphit, verursachte eine<br />
explosionsartige Verdampfung von Wasser. Das hat zur Zerstörung eines<br />
kritischen Systems geführt. Gestört wurde eine günstige <strong>für</strong> die Entstehung<br />
einer sich selbst erhaltenden Kernkettenreaktion gegenseitige Anordnung<br />
von Kernbrennstoff und Neutronenmoderatoren (in Form von Wasser und<br />
Graphit), was zum Abbruch der Kernspaltungkettenreaktion in einem frühen<br />
Stadium geführt hat.<br />
In vereinfachter Form kann der Havarieprozess in drei Phasen unterteilt<br />
werden:<br />
1. Eine nukleare Explosion in einem lokalen Bereich des Reaktors mit der<br />
Freisetzung von Energie, die <strong>aus</strong>reicht, um einen Teil der aktiven Zone zu<br />
verdampfen und zu zerstreuen und die Rohre der technologischen Kanäle<br />
zu zerstören;<br />
2. Dampfexplosion durch Zusammentreffen von Wasser <strong>aus</strong> zerstörten<br />
Kanalrohren und <strong>bis</strong> auf 525°C erhitztes Graphit. Das führte zum Anwachsen<br />
des Drucks im Reaktorraum, zum Abreißen von Schema “E” (Oberteil des<br />
Reaktorschachtes) und dem Auswurf in die Reaktorhalle, gleichzeitig mit<br />
dem gesamten Inhalt der aktiven Zone des Reaktors, der es nicht „schaffte“,<br />
bei der Kernexplosion zu reagieren (Kernbrennstoff, Graphit, Kanalrohre,<br />
Steuerstäbe). In dieser Phase war das Material der Kanalrohre an der<br />
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