Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
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Hinweis: Zahlen ohne Dimension bedeuten, die Dosisleistung ist in<br />
mR/h angegeben (1 R/h = 0.01 Sv/h).<br />
Übrigens, der stellv. Vorsitzende des Ministerrates der UdSSR Boris<br />
Scherbina, der Vorsitzende des Staatlichen Komitees <strong>für</strong> Hydrometerologie<br />
der UdSSR Jurij Izrael und sein Stellvertreter Jurij Sedunov erklärten auf<br />
einer Pressekonferenz in Moskau am 6. Mai 1986, dass die Radioaktivität im<br />
Bereich des Havarie-Kernkraftblocks des KKW <strong>Tschernobyl</strong> 0,15 mSv/h<br />
betrug! Tatsächlich gab es auf dem Territorium des Kraftwerks eine<br />
Dosisleistung von 0,05 <strong>bis</strong> 3 Sv/h. In einigen Orten <strong>bis</strong> zu 10 Sv/h oder mehr.<br />
In Pripjat’ und der Umgebung betrug die Dosisleistung von 0,01 <strong>bis</strong> 0,3 Sv/h,<br />
örtlich <strong>bis</strong> zu 0,5 Sv/h.<br />
Die Arbeiten am 27. April<br />
Was morgens in Pripjat’ passierte, habe ich nicht gesehen, weil ich sehr<br />
früh zum Kraftwerk gefahren bin. Wie am Tag die verspätete Evakuierung<br />
der Bevölkerung verlief, habe ich auch nicht gesehen. Später erfuhr ich,<br />
dass das Ministerium <strong>für</strong> Automobiltransport der USSR am 26. April um 23.25<br />
Uhr vom Ministerrates der USSR den Auftrag erhielt, einen Bus-Konvoi auf<br />
die Strecke Kiew – <strong>Tschernobyl</strong> zu schicken. Um 4 Uhr morgens am 27. April<br />
standen 1125 Busse, 250 Lkw und Spezialfahrzeuge in der Nähe von<br />
<strong>Tschernobyl</strong> in voller Bereitschaft. Den Auftrag <strong>für</strong> den Abtransport der<br />
Menschen haben die Transporteure um 13.30 Uhr am 27 April erhalten<br />
(<strong>Tschernobyl</strong>-Tragödie. Dokumente und Materialien, S.80).<br />
Die Hauptaufgabe <strong>für</strong> die Physiker war die „Konservierung“ der<br />
„abgestellten“ Reaktoren 1, 2, und 3. D.h., die Entladung des Kernbrennstoffs<br />
<strong>aus</strong> Dutzenden von technologischen Kanälen und das Einbringen zusätzlicher<br />
Neutronen-Absorberstäbe in die frei gewordenen Kanäle. Damit waren wir<br />
den ganzen Tag beschäftigt. Darüber hin<strong>aus</strong> wurde eine Liste des Personals<br />
zusammengestellt, das in den kommenden Tagen <strong>für</strong> die Arbeit notwendig<br />
ist. Das übrige Personal konnte mit den Familien evakuiert werden.<br />
In den Blocksteuerzentralen hatten Operatoren Dienst, im Maschinensaal<br />
an den Turbinen wurde gearbeitet, obgleich in der Nähe der Turbogeneratoren<br />
7 und 8 die Strahlungssituation sehr schlecht war (1 Sv/h). Die Arbeit<br />
dauerte <strong>bis</strong> 24 Uhr nachts, dann wurden wir mit dem Kraftwerksbus in die<br />
leere Stadt gebracht, durch die Polizisten ohne Schutzkleidung patroullierten.<br />
Als sie uns sahen, baten sie uns, den Personal<strong>aus</strong>weis vorzuzeigen. Dann<br />
fragten sie, wie gefährlich es sei, sich in der Stadt aufzuhalten. Wir rieten<br />
ihnen, weniger im Freien zu bleiben und Atemschutzmasken zu tragen.<br />
Es war ungewöhnlich, die dunklen, nicht beleuchteten Fenster der<br />
Häuser zu sehen. Evakuiert waren fast alle, im Kraftwerk wurde das absolute<br />
Minimum der Mitarbeiter, etwa 200 Personen belassen, um die Betreuung<br />
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