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Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...

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Städte und Dörfer zurückgekehrt. Und nur das Kollektiv des KKW <strong>Tschernobyl</strong><br />

musste <strong>für</strong> immer in der <strong>Tschernobyl</strong>-Zone bleiben, <strong>für</strong> eine ständige Arbeit<br />

im Kraftwerk. Wir waren nicht gegen die Entscheidung. Uns wurde<br />

versprochen, eine neue Energetiker-Stadt im Kiewer Gebiet zu bauen. Zwei<br />

Standorte wurden zur Auswahl vorgeschlagen. Einer davon war in der Nähe<br />

der Stadt Dymera (Dorf Glebovka), der zweite am Ufer des Kiewer Meeres<br />

in der Nähe des Dorfes Straholes’e (an der Grenze der <strong>Tschernobyl</strong>-Zone).<br />

Die Mitarbeiter des Kraftwerkes waren mit diesen Standorten einverstanden.<br />

Wir setzten die harte und anstrengende Arbeit ruhig fort, ohne die Vorstellung,<br />

dass das Politbüro des ZK der KPdSU und der Ministerrat der UdSSR eine<br />

radikale Veränderung unserer Pläne <strong>für</strong> das zukünftige Leben vorbereiteten.<br />

Am 2. Februar 1987, nach der erfolgreichen Inbetriebnahme von zwei<br />

Kraftwerksblöcken wurde der Direktor des Kraftwerks E.N.Pozdyshev durch<br />

M.P. Umanec, Chefingenieur des KKW Leningrad ersetzt. Dem neuen<br />

Direktor wurden zwei Aufgaben gestellt – W iederherstellen und<br />

Inbetriebnahme des 3.Kraftwerksblocks und Umwandlung des Kraftwerks<br />

vom Havariestatus zum Normalstatus, den es vor der Havarie hatte. Der<br />

neue Direktor, die Sprache beherrschend, energievoll, mit Ambitionen war<br />

bereit, die erste Aufgabe zu lösen. Die Reduzierung des Strahlungsnive<strong>aus</strong><br />

des KKW-Personals aber, das sich im Epizentrum einer Kernexplosion<br />

aufhält, <strong>bis</strong> zum Niveau vor der Havarie, konnte sogar mit den Kräften von<br />

Herakel nicht geleistet werden.<br />

Die Führung des Landes beschloss, auch die Lebensbedingungen<br />

unseres Kollektivs neu zu erörtern. Von den früher <strong>aus</strong>gewählten Bauplätzen<br />

<strong>für</strong> eine Energetiker-Stadt hatte man sich losgesagt. Für uns begann man<br />

die Stadt Slavutic in größerer Entfernung vom KKW im Gebiet Tschernigov<br />

in der Nähe des Dorfes Nedantcici zu bauen. Die Fahrzeit zur und von der<br />

Arbeit stieg damit auf einige Stunden täglich. Außerdem lag dieser Ort im<br />

Zentrum eines großen radioaktiven Bereichs. So verschlechterten sich die<br />

Lebensbedingungen des Personals und seiner Familien heftig. Im Kollektiv<br />

des Kraftwerks entwickelte sich eine angespannte Situation. Es bildeten sich<br />

zwei Gruppen: das reife, durch Prüfungen zusammengeschweißte Kollektiv<br />

des Kraftwerks und die „Greise“ <strong>aus</strong> dem ZK der KPdSU.<br />

Wir verstanden, dass in einem Kernkraftwerk wichtigster Garant <strong>für</strong> die<br />

Sicherheit verantwortungsbewusste und kompetente Mitarbeiter sind. Ein<br />

unfähiges Kollektiv kann sogar einen Dampfzug in die Luft sprengen. Man<br />

darf Menschen von der Straße nicht einfach in einem KKW einstellen. Wir<br />

waren bereit <strong>bis</strong> zur Rente und darüber hin<strong>aus</strong>, wie das <strong>für</strong> das Kraftwerk<br />

erforderlich wird, zu arbeiten. Wir waren bereit, junge Menschen zu schulen.<br />

Aber wir durften die Gesundheit und das Leben unserer Familienmitglieder<br />

nicht gefährden, die gemeinsam mit uns gezwungen würden, in ein radioaktives<br />

Gebiet umzuziehen. So begannen wir, uns dem Umzug in die Stadt Slavutic<br />

zu widersetzen.<br />

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