Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
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dieser bei einem T<strong>aus</strong>endstel der radioaktiven Kontamination sollte die<br />
Leitung des KKW die Bevölkerung informieren. Die Leitungsvorschriften<br />
besagen <strong>für</strong> diesen Fall folgendes: Wurde das Strahlungsniveau von<br />
0,0005 mSv/h überschritten, muss die Bevölkerung informiert werden. Den<br />
Menschen ist zu erklären, wie sie sich unter diesen Umständen zu verhalten<br />
haben, mehr als 2 mSv/h – die Sirene einzuschalten und das Signal<br />
“Strahlungsgefahr” zu geben. Eben das sollten der Direktor und Parteisekretär<br />
tun, dazu forderte sie S.Vorob’ev auf.<br />
Den Befehl über die Benachrichtigung in der Stadt, im Kreis bzw. des<br />
Gebiets zu geben, waren auch die Vorsitzenden der jeweiligen<br />
Exekutivkomitees verpflichtet, die auch Leiter der Stäbe <strong>für</strong> Zivilverteidigung<br />
auf den ihnen untergeordneten Territorien sind. Ivan Stepanovic Pljush, der<br />
Vorsitzende des Exekutivkomitees des Kiewer Gebiets, hat das nicht getan.<br />
An diesem Tag kam er nicht nach Pripjat’, sondern an den anderen Rand des<br />
Gebiets. Vorob’ev musste um 4.30 Uhr morgens dem Stabschef <strong>für</strong><br />
Zivilverteidigung des Kiewer Gebiets, Oberst Jurij Kornjushin über die<br />
Umstände berichten. Vorobjov sagte zu ihm: “Hier ist eine allgemeine<br />
Havarie! Al-ge-mei-ne! Man muss dies der Bevölkerung mitteilen!” Kornjushin<br />
reagierte unerwartet scharf: “Panikmacher! Du musst überlegen, was du<br />
sagst! Für diesen Bericht wird der Kopf abgerissen” (http://www.uarl.com.ua/<br />
files/20year.htm).<br />
Die ersten Tage der neuen Wirklichkeit<br />
Am Tage des 26. April<br />
Es ist sehr schade, dass alle Informationen, die <strong>aus</strong> der ”Zone” durch<br />
Serafim Vorob’ev, Anatolij Sitnikov, Aleksandr Akimov, Vladimir Cugunov,<br />
Valery Perevozcenko und andere gebracht wurden, in einem Bunker auf der<br />
Ebene des Direktors, Parteisekretärs und Chefingenieurs abgesetzt wurden,<br />
in deren Köpfen zementiert und nicht weitergeleitet wurden. Ich kann<br />
natürlich nicht mit Sicherheit sagen, dass die Informationen nicht auf die<br />
oberen Etagen unserer zentralen Leitung kamen. Wir haben das aber nicht<br />
erfahren. Alle weiteren Kenntnisse über die Havarie musste man selber<br />
erwerben. Gegen 10 Uhr habe ich es mit dem Leiter des kernphysikalischen<br />
Labors Anatolij Krjat geschafft, die Steuerzentrale des 3. Kraftwerkblocks<br />
und das Verwaltungsgebäude 2 aufzusuchen. Ich lief in die Reaktorhalle des<br />
3. Blocks, die Steuerzentrale des 4. Blocks, in die Bereiche der fünften,<br />
sechsten, siebenten und achten Turbogeneratoren. Vom Gelände der<br />
Station sah ich auf den explodierten Block. Die Zerstörung war beeindruckend.<br />
Und irgendwie unreal sah das Wasser <strong>aus</strong>, das wie ein friedlicher Wasserfall<br />
an der äußeren (nördlichen) Seite des zerstörten Kraftwerkblocks floss.<br />
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