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Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...

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Problem in einer städtischen Polizeistelle zu lösen. Ich sollte dorthin fahren.<br />

Im Gebäude der Polizei war eine Menge von Mitarbeitern zusammengelaufen,<br />

da blitzten Schulterstücke hoher Dienstgrade <strong>aus</strong> Kiew. Wer braucht mich<br />

mit meinem kleinen persönlichen Problem hier? Niemand! Plötzlich bemerke<br />

ich unter ihnen meinen Landsmann <strong>aus</strong> dem Ural, den Hauptmann Vjaceslav<br />

Vasheka. Er war auch abgehetzt, kam aber auf mich zu. Bereits hoffnungslos<br />

erklärte ich ihm schnell die Situation und bat ihn, uns nach <strong>Tschernobyl</strong> zu<br />

begleiten. Er verwies nicht auf die Anordnung, dass die Bevölkerung die<br />

Stadt nicht verlassen sollte. Er entschuldigte sich nicht mit ihm übertragenen<br />

dringenden Aufgaben. Er war einverstanden, mir ohne irgendwelche<br />

Bedingungen zu helfen, denn er war ein richtiger Kerl. Außerdem hoffte er,<br />

unterwegs von mir Details darüber zu hören, was im KKW passiert war.<br />

Wieder die Brücke, wieder versucht ein Polizeiposten uns zu stoppen.<br />

Aber der neben dem Fahrer sitzende Hauptmann Slava überzeugt durch das<br />

bekannte Wort <strong>aus</strong> drei Buchstaben den Posten, uns nicht im Wege zu<br />

stehen. Und wir setzen unsere Fahrt fort.<br />

Ich setzte neben dem H<strong>aus</strong> in <strong>Tschernobyl</strong> meine Familie ab, kam nur<br />

dazu, die blasse Ehefrau, die einjährige Tochter und den dreijährigen Sohn<br />

zu umarmen. Sie spürten auch die ungewöhnliche Situation. Ich wusste nicht,<br />

wann ich sie wieder sehen würde, wenn überhaupt, denn auf mich warteten<br />

eine Rückkehr in die Hölle und die Arbeit, die ich <strong>für</strong> diesen Tag eingeplant<br />

habe. Mein Herz war aber jetzt <strong>für</strong> meine Familie ruhig. Ich konnte mich ganz<br />

der Arbeit widmen. So eilten wir nach Pripjat’, haben Slava zur Polizeiabteilung<br />

der Stadt gebracht und weiter zum Kraftwerk. Zum ersten Mal schreibe ich<br />

über diese Episode in meinem Leben. Unendlich ist meine Dankbarkeit dem<br />

„wahren“ Mann und Polizisten Slava Vasheka, der zu früh von uns gegangen<br />

ist. Sein Herz schlug <strong>für</strong> uns alle und hörte am Ende auf zu schlagen.<br />

Nach der Ankunft in Pripjat’ teilten wir uns auf. Slava blieb im Dienst, Tolja<br />

Krjat wurde zur Garage gefahren, um das Auto in die Garage zu stellen. Ich<br />

lief zu Fuß zum Kraftwerk, wohin ein Hubschrauber kommen sollte, den ich<br />

erbeten hatte, um den explodierten Block zu umfliegen. Im Wald, der die<br />

Stadt vom Kraftwerk trennt, waren schon keine Polizisten mehr. Ich bin aber<br />

einer kleinen Gruppe <strong>Kinder</strong> begegnet, die gelaufen kamen, um den<br />

zerstörten Block anzusehen. Schnell habe ich ihnen die Gefahr des<br />

Aufenthaltes auf der Straße erklärt und sie nach H<strong>aus</strong>e geschickt.<br />

Im Bunker unter der Station erschien ich gegen 15.30 Uhr und fing an,<br />

eine mobile dosimetrische Gruppe aufzubauen, deren Aufgabe war, die<br />

Veränderungen der Strahlungsbedingungen nach der Entgiftung des<br />

Kernbrennstoffs zu fixieren.<br />

Abendalptraum<br />

Welche meiner Vorschläge, die ich am Morgen der Leitung des KKW<br />

unterbreitete, wurden realisiert und welche nicht:<br />

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