Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Führung der UdSSR bestimmt. Das Protokoll wurde nur in einem einzigen<br />
Exemplar angefertigt und mit dem Siegel “Streng geheim” versehen. Für das<br />
Land wurde 17 Tage später in der Zeitung “Prawda” am 20.07.86 eine ganz<br />
andere Information gegeben: «Im Politbüro des ZK der KPdSU»<br />
«DasPolitbüro des ZK der KPdSU hat auf einer Sondersitzung den<br />
Bericht der Regierungskommission über die Untersuchungsergebnisse zu<br />
den Ursachen der Havarie vom 26. April 1986 im KKW <strong>Tschernobyl</strong>,<br />
Maßnahmen zur Liquidation der Folgen und Gewährleistung der Sicherheit<br />
der Kernkraftenergetik beraten.<br />
Es ist erwiesen, dass es wegen einer ganzen Reihe von groben Verstößen<br />
gegen die Nutzungsvorschriften von Reaktoranlagen durch die Mitarbeiter<br />
dieses KKW zur Havarie kam. Am 4. Kraftwerksblock wurden bei der<br />
Überführung zu geplanten Wartungsarbeiten in der Nacht Experimente<br />
durchgeführt, die mit dem Studium der Arbeitsweise der Turbinen-<br />
Generatoren verbunden waren. Dabei waren Führungskräfte und Spezialisten<br />
des Kernkraftwerks selbst auf die Experimente nicht vorbereitet und hatten<br />
sie mit den zuständigen Organisationen nicht abgestimmt, obwohl sie dazu<br />
verpflichtet waren. Schließlich wurde bei der Durchführung der Arbeiten die<br />
notwendige Kontrolle nicht gewährleistet und angemessene Sicherheitsmaßnahmen<br />
nicht ergriffen.<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrifizierung der UdSSR und die<br />
Staatliche Atomenergieaufsichtsbehörde haben den Mangel an Kontrolle<br />
über die Situation im KKW <strong>Tschernobyl</strong> zugelassen, keine effektiven<br />
Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit und zur Vermeidung von<br />
Verstößen gegen Disziplin und Nutzungsregeln des Kraftwerks getroffen.»<br />
In Kurzfassung dieser “Wahrheit” – Nachricht bekommen wir folgendes:<br />
Die Havarie ereignete sich aufgrund einer ganzen Reihe grober<br />
Verstöße gegen Vorschriften <strong>für</strong> die Arbeitsweise von Reaktoreinrichtungen<br />
durch die Mitarbeiter des Kraftwerks und der mangelnden<br />
Kontrolle durch Ministerium <strong>für</strong> Energie der UdSSR und Staatliche<br />
Atomenergieaufsichtsbehörde der UdSSR über die Gewährleistung<br />
von Sicherheit und Einhaltung der Betriebsvorschriften im Kraftwerk.<br />
So unterschiedlich sind Schlussfolgerungen im geheimen Protokoll<br />
einer Sitzung des Politbüros des ZK der KPdSU und in dem Artikel der<br />
Zeitung “Prawda” – sie sind einfach diametral entgegengesetzt.<br />
Das Kollektiv des KKW <strong>Tschernobyl</strong> wurde gebrandmarkt und entehrt<br />
vor der ganzen Welt. Wir hatten gehofft, dass es in den Sitzungen des<br />
<strong>Tschernobyl</strong>-Gerichts gelingt, die W ahrheit über die Havarie wieder<br />
herzustellen, aber das geschah nicht. Seitdem wurde durch die wahren<br />
Schuldigen der Havarie Desinformationen gebildet und in die Gesellschaft<br />
losgelassen, die noch heute leben.<br />
Gehen wir zurück nach <strong>Tschernobyl</strong>. Nach den damals geltenden<br />
Regeln der nuklearen Sicherheit des Kraftwerks wurde festgelegt (Absatz 5.19),<br />
dass während des Betriebes <strong>für</strong> die nukleare Sicherheit die Direktion, Chef<br />
116