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Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...

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Alles, was sie tun können, ist, der Leitung über die Ergebnisse unserer<br />

Analyse zu berichten. Nach diesem Gespräch sind wir an unsere Arbeit<br />

gegangen. Vladimir Babicev hat seine Dienstangelegenheiten seinem<br />

Kollegen Valerij Beljaev übergeben und ist in das Dorf Teterev gefahren, wo<br />

ein Teil unserer Mitarbeiter stationiert war. Ich beschloss, am Abend zur<br />

Leitung des Kraftwerks zu gehen, um die Situation um unsere Gesundheit zu<br />

besprechen. Es stellte sich her<strong>aus</strong>, dass die Ärzte die Leitung des Kraftwerks<br />

über unseren Zustand schon informiert hatten, und es wurde beschlossen,<br />

uns zur Behandlung zu schicken. Zugleich belud mich unsere Gewerkschaft<br />

mit schwarzem Kaviar und sonstigen Mangelprodukten <strong>für</strong> die Mitarbeiter<br />

des Kraftwerks im Krankenh<strong>aus</strong> Nr. 25. Am nächsten Morgen fuhren wir mit<br />

der gleichen Gruppe Ärzte nach Teterev, um Vladimir Babicev zu holen und<br />

weiter nach Kiew. Dort trennten sich unsere Wege. Die Ärzte brachten<br />

Vladimir Babicev zum Kiewer Gebietskrankenh<strong>aus</strong>, in das sie abkommandiert<br />

waren, und ließen ihn dort zur Behandlung. Ich fuhr zum Krankenh<strong>aus</strong> Nr.25,<br />

wo meine Behandlung geplant war. Dort wurde auf Basis der<br />

Infektionsabteilung die Abteilung <strong>für</strong> Strahlenpathologie gebildet, wo parallel<br />

zu der Moskauer Klinik № 6 unsere Mitarbeiter, die nicht an den ersten<br />

Tagen nach der Havarie nach Moskau kamen, behandelt wurden. Unter<br />

ihnen waren Sergej Kamyshnyj, Schichtleiter der Reaktorhalle, Vjaceslav<br />

Prudaev, Schichtleiter der Chemiehalle, Jurij Badaev, diensthabender<br />

Elektroschweißer und andere. Wir unterhielten uns, sie erzählten über ihr<br />

Leben im Krankenh<strong>aus</strong>. Sie hatten Sorgen wegen der Unsicherheit, verbunden<br />

mit der Überstrahlung. Sie verstanden, dass man ihnen die Arbeit im KKW<br />

wegen Krankheit nicht mehr erlaubt. Darüber, was sie weiter tun werden,<br />

hatten sie keine Vorstellung.<br />

Die Atmosphäre im Krankenh<strong>aus</strong> beeindruckte mich durch einen trägen<br />

und irgendwie krankhaften Inhalt, die sich auffallend von der Dynamik des<br />

<strong>Tschernobyl</strong>lebens unterschied. Dort in der <strong>Tschernobyl</strong>zone war es<br />

gefährlich. Es gab auch Unsicherheit, aber sie war nicht mit dem Beruf<br />

verbunden, sondern mit der Ungeregeltheit des Familienlebens. Ein Vorteil<br />

war, dass wir mit einer wichtigen Arbeit beschäftigt waren, unter uns, im<br />

eigenen Kolektiv. Die Krankenh<strong>aus</strong>wände bildeten ein Kreuz <strong>für</strong> die Rückkehr<br />

ins Kollektiv. Daher dachte ich mir nach dem Gespräch mit den Jungs, lieber<br />

nicht ins Krankenh<strong>aus</strong>bett geraten. Am selben Tag, dem 24. Mai, kehrte ich<br />

in die <strong>Tschernobyl</strong>zone zurück.<br />

Zurück zum Schicksal von Vladimir Babicev. Ihm wurden täglich<br />

Thrombozyten injiziert, ein Dropper gesetzt, Knochenmark <strong>für</strong> die Analyse<br />

genommen. Ohne Zustimmung von Professor Angelina Guskova <strong>aus</strong> der<br />

Moskauer Klinik № 6 (Institut <strong>für</strong> Biophysik des Ministeriums <strong>für</strong><br />

Gesundheitswesen der UdSSR) diagnostizierte das Kollektiv der Militärärzte<br />

(Leiter Dr. Fokin) in eigener Verantwortung bei Vladimir Babicev<br />

Strahlenkrankheit zweiten Grades. Das war eine kühne Tat, weil <strong>für</strong> die<br />

ganze Welt bereits eine endliche Anzahl von Fällen akuter Strahlenkrankheit<br />

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