Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
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dass es nicht gelingen wird, das Absperrventil zu öffnen, ohne das Wasser<br />
<strong>aus</strong> der Rohrleitung abzupumpen. Aber in jedem Fall wird das Abpumpen<br />
von verseuchtem Wasser einfacher sein, als die Wand der Kondensationsbecken<br />
zu sprengen. Außerdem wird die Radioaktivität in den halb<br />
überfluteten Kellern des Kraftwerks stark vermindert. Der Vorschlag von<br />
Igor’ Kazackov wurde angenommen. Am Morgen des 5. Mai schickte die<br />
Regierungskommission eine Abteilung von Soldaten und Feuerwehrleuten<br />
unter Leitung von Hauptmann der Zivilverteidigung Petr Zborovskij zum<br />
Leerpumpen der Keller ins Kraftwerk. Die Abteilung hatte sich lange darauf<br />
vorbereitet. Von Seiten des Kraftwerks wurde diese Operation an den ersten<br />
Maitagen von dem amtierenden Chefingenieur V.K. Bronnikov unterstützt.<br />
Die Stellen <strong>für</strong> das Aufstellen von zwei Feuerwehr-Pumpmaschinen<br />
PNS-110 im Transportkorridor und auf der Straße <strong>für</strong> den Wasserabfluss auf<br />
die Müllhalde (über einen Kilometer lang) wurden im Vor<strong>aus</strong> festgelegt. Das<br />
Schichtpersonal des Kraftwerks zeigte den Soldaten diese Stellen einige<br />
Tage vor der Operation. Als die Operation begann, begleiteten die KKW-<br />
Mitarbeiter die Feuerwehrleute V.L. Bovt, I.P. Vojcehovskij und M.A. D’jacenko<br />
auf dem Flur 01/1 zum Treppenraum 05/1 des Gebäudes <strong>für</strong> Hilfssysteme<br />
der Reaktorabteilung, das unter dem nichtzerstörten Block 3 liegt. Hier<br />
begann die Trasse <strong>für</strong> das Abpumpen. Dieser Korridor war relativ ungefährlich<br />
im Vergleich zum Block 4. Darüber hin<strong>aus</strong> ist er mit dem gleichen Korridor<br />
unter dem Block 4 verbunden, so dass gleich die Entwässerung der unteren<br />
Geschosse zweier Blöcke möglich wird und auch der Zugang zu den<br />
Absperrventilen der Kondensationsbecken des Blocks 4. Die Soldaten und<br />
Feuerwehrleute haben schnell eine flexible Trasse gelegt, und die Maschinen<br />
begannen das Abpumpen von Wasser. Danach begaben sich die Teilnehmer<br />
der Aktion an sichere Orte, nur periodisch erscheinend zum Tanken und zur<br />
Kontrolle. Die Schichtarbeiter des Kraftwerks haben ebenfalls den Prozess<br />
des Abpumpens kontrolliert. Als der Wasserspiegel bei den Absperrventilen<br />
der Kondensationsbecken unter dem Block 4 <strong>bis</strong> auf etwa 50 cm abgesenkt<br />
war, gingen die Oberingenieure A. Ananenko und V. Bespalov im Auftrag<br />
des Leiters der Reaktorhalle V. Grischenko dorthin. Sie wurden vom<br />
Schichtleiter des Kraftwerks Boris Baranov begleitet. Hydroanzüge<br />
übergezogen, mit Laternen und Schraubenschlüssel in der Hand, erreichten<br />
sie die Ventile, überprüften die Nummer auf der Markierung. Boris Baranov<br />
war zur Sicherheit dabei. Valerij Bespalov und Aleksandr Ananenko öffneten<br />
manuell den Durchfluss. Das dauerte etwa 15 Minuten. Der Lärm des <strong>aus</strong> der<br />
unteren Etage des Beckens abfließenden Wassers überzeugte sie, das<br />
gewünschte Ergebnis erzielt zu haben. Nach Rückkehr von der Aufgabe<br />
überprüften sie ihre Dosismeter (man gab ihnen optische Dosimeter DKP-50,<br />
auf den Geräten wurden 10 Jahresnormen angezeigt.<br />
Diese Geschichte war typisch <strong>für</strong> diese Zeit. Das Personal wurde<br />
praktisch “verheizt”. Beispiele da<strong>für</strong> gibt es viele. Die Regierungskommission<br />
“erfand” permanent neue Maßnahmen und die Mitarbeiter mussten sich den<br />
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