Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Minuten arbeiteten die Reaktoren nur mit 10% ihrer Kapazität, nach 6<br />
Minuten mit 1%, und nach 10 Minuten produzierten die ersten drei Reaktoren<br />
keinen Strom mehr. Aber das heißt nicht, dass sie sofort abgekühlt waren.<br />
In den ersten Stunden nach dem Abstellen gibt der Kernbrennstoff noch<br />
große Mengen Wärme ab. Diese Restwärmeabgabe ist bedingt durch den<br />
ständig im Kernbrennstoff vor sich gehenden Kernumwandlungsprozess der<br />
Atome. Dieser Prozess hört mit dem Abstellen des Reaktors nicht auf. Die<br />
verbleibende Wärmeabgabe fällt erst mit der Verminderung der Zahl der<br />
erregten Kerne in den Spaltfragmenten. Aber da<strong>für</strong> ist Zeit notwendig, nicht<br />
weniger als 10 Tage. Aus diesem Grunde ist das ständige Abführen der<br />
„Wärme des radioaktiven Zerfalls” eine der wichtigsten Vor<strong>aus</strong>setzungen <strong>für</strong><br />
die Sicherheit eines Atomreaktors. Moderne Reaktoren haben effektive<br />
Kühlsysteme mit einem Ziel, die Wärme des Kernbrennstoffs nach den<br />
Abstellen des Reaktors abzuführen. Aber die Reaktoren von <strong>Fukushima</strong> -1<br />
konnten nach dem Abstellen noch nicht abkühlen als der Tsunami kam.<br />
Die 10 m-Welle des Tsunami konnte leicht die 6 m-Barriere des Tsunami-<br />
Schutzes überwinden und die Havarie-Diesel-Generatoren zerstören, die<br />
den Strom <strong>für</strong> die Kühlpumpen lieferten. Der Kühlwasserkreislauf im Reaktor<br />
hörte auf. Die Temperatur im Kernbrennstoff stieg und das Wasser<br />
verwandelte sich in Dampf. Das führte zur Senkung des Wasserstandes <strong>bis</strong><br />
zur Entblößung des oberen Teils der Brennstoffkassetten und zum Anwachsen<br />
des Drucks im Reaktorbehälter. Bei der Berührung des Wasserdampfes mit<br />
der Zirkonschale der Brennelemente begann eine Dampf-Zirkon-Reaktion<br />
mit Freiwerden von gasförmigem Wasserstoff. Eine zweite Quelle von<br />
Wasserstoff könnte die Reaktion einer Radiolyse sein, bei der sich<br />
Wassermoleküle unter den Bedingungen hoher Radioaktivität in Wasserstoff<br />
und Sauerstoff spalten.<br />
Die Generation von Wasserstoff führte dazu, dass der Druck im<br />
Reaktorbehälter von 70 at auf das Doppelte wuchs, was die Operatoren<br />
veranlasste, ihn auf die hermetische Schutzzone, die den Reaktor umgibt, zu<br />
werfen. Diese Entladungen führten zu einer starken Druckzunahme bereits<br />
in der hermetischen Zone, was wiederum die Notwendigkeit, den Wasserstoff<br />
in den Überbau der Reaktorabteilung abzulassen, nach sich zog. Der<br />
Wasserstoff vermischte sich mit dem Sauerstoff der Luft und erreichte in ihr<br />
eine 4 %-tige Konzentration. Das Gemisch explodierte. In diesem Szenario<br />
„starben” die ersten drei Blöcke des KKW <strong>Fukushima</strong>. Der Unterschied<br />
bestand nur darin, bei den Blöcken 1 und 3 gelangte der Wasserstoff über<br />
das obere Ventil des Reaktors in die hermetische Zone und dann in den<br />
Überbau und im Block 2 – in das mit Wasser gefüllte, toroidale Bassin (Bild 5:<br />
es umschließt den unteren Teil des Reaktors). Deshalb erfolgte die Explosion<br />
im zweiten Block im unteren Teil der hermetischen Zone und hat nicht den<br />
Überbau der Reaktorabteilung weggesprengt. Aber da<strong>für</strong> wurde der<br />
Reaktorkörper selbst und die hermetische Stahlbetonzone, in die der<br />
stählerne Reaktorkörper eingeschlossen ist, zerstört.<br />
257