352 - 1. Januar 2008
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Kapitel 6 Expertengespräche auf Bundes- und Länderebene und Befragung … 75<br />
Abschließend wurde die Frage gestellt, ob die Experten die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
des landwirtschaftlichen Bodenmarkts für ausreichend halten. Eine<br />
knappe Mehrheit (22 der 41 Antwortenden) hält die Gesetze für ausreichend, 16 Befragte<br />
(39 %) halten sie nicht für ausreichend. Auffallend ist, dass die meisten Antworten mit<br />
„nein“ aus Ostdeutschland kommen. 60 % der Befragten mit Sitz in Ostdeutschland halten<br />
die Gesetze für nicht ausreichend, von den norddeutschen Befragten sind es nur 35 %<br />
und von den süddeutschen 11 %.<br />
Befragt nach erforderlichen Änderungen in einzelnen Gesetzen, stimmt beim Grundstückverkehrsgesetz<br />
eine deutliche Mehrheit (13 Befragte) für eine Stärkung des Rechts<br />
der Landwirte vor Ort, nur ein Befragter hält eine stärkere Öffnung des Bodenmarkts für<br />
Nichtlandwirte für erforderlich. Vier Befragte stimmen für eine Abschaffung des GrdstVG.<br />
Nicht ganz so eindeutig sind die Meinungen zum Landpachtverkehrsgesetz verteilt: neun<br />
Befragte stimmen für eine Stärkung der Eingriffsmöglichkeiten, vier für eine Schwächung<br />
und drei für eine Abschaffung des LPachtVG. Ein Befragter ergänzt unter „Sonstiges“, dass<br />
das GrdstVG und das LPachtVG einer stringenteren Anwendung bedürfen.<br />
Zu den Privatisierungsgrundsätzen der BVVG sollten nur die ostdeutschen Experten Stellung<br />
nehmen. Das Votum fällt eindeutig aus: Kein Befragter stimmt für eine Ausweitung<br />
der gegenwärtig praktizierten Ausschreibungsverfahren, hingegen wünschen neun Befragte<br />
eine Einschränkung des Teilnehmerkreises bei Ausschreibungen (z. B. auf wirtschaftende<br />
Landwirte in einem bestimmten Umkreis), und vier stimmen für einen Verzicht auf<br />
Ausschreibungsverfahren. Auch bei den Einträgen zu „Sonstiges“ werden verschiedene<br />
Vorschläge zur Änderung der Ausschreibungsmodalitäten gemacht:<br />
– Anknüpfung an die Hauptberuflichkeit in der Landwirtschaft,<br />
– Anknüpfung an die Bewirtschaftung bei Verkauf und kein Verkauf zum Höchstgebot,<br />
– Möglichkeit des Einstiegs des Pächters in das höchste Gebot,<br />
– Festschreibung in den Kaufverträgen der BVVG mit Nichtlandwirten, dass die Flächen<br />
an einen Landwirt aus der Region verpachtet werden müssen,<br />
– Bindung der BVVG an den Verkehrswertbegriff und Abstinenz vom „bestprice-<br />
Modell“,<br />
– Einstellung der (alternativen) Ausschreibung zum Verkauf oder zur Verpachtung,<br />
weil diese preistreibend wirkt,<br />
– Einbehalt gut arrondierter Ackerflächen als Tauschreserve für Infrastrukturprojekte<br />
durch die BVVG.<br />
Insgesamt bestätigen die Befragungsergebnisse die aus vorherigen Expertengesprächen<br />
gewonnenen Erkenntnisse und zeigen kaum neue Facetten des Problems. Auffallend ist<br />
jedoch die große Neigung zu Schutzmaßnahmen zugunsten der wirtschaftenden landwirt-