352 - 1. Januar 2008
352 - 1. Januar 2008
352 - 1. Januar 2008
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kapitel 4 Rahmenbedingungen für nichtlandwirtschaftliche und überregional ausgerichtete … 39<br />
hen Anteil an Gülleverwertung (80 %) sowie die großen Anlagen (über 500 kW) mit einer<br />
stärkeren Reststoffverwertung begünstigt (LEHMANN, 2011). Ob die Obergrenze von<br />
60 Masseprozent für den Einsatz von Mais und Getreidekorn bei Neuanlagen zu einer<br />
Verringerung der Flächenkonkurrenz führen wird, wird von Experten bezweifelt; vielmehr<br />
wird davon ausgegangen, dass der Anbau von weniger produktiven Alternativfrüchten<br />
in Ackerbaugebieten den Flächenbedarf für Biogasanlagen noch steigern wird (ebenda,<br />
S. 121).<br />
4.4.3 Verknappung landwirtschaftlicher Flächen durch Flächenumwidmung<br />
Seit Jahren nimmt in Deutschland die Siedlungs- und Verkehrsfläche um etwa 100 Hektar<br />
pro Tag zu, insbesondere zu Lasten der landwirtschaftlichen Fläche (STATISTISCHES BUN-<br />
DESAMT, 2011a, S. 8). Im Zeitraum 1995 bis 2009 ging die landwirtschaftlich genutzte<br />
Fläche (LF) in Deutschland um ca. 1,3 % oder durchschnittlich 89 ha pro Tag zurück<br />
(BMELV, 2011). Damit gehen jährlich in erheblichem Umfang Flächen für die Produktion<br />
von Nahrungs- und Futtermitteln sowie nachwachsende Rohstoffe verloren. Zwar will<br />
die Bundesregierung die Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsflächen gemäß ihrer<br />
Nachhaltigkeitsstrategie von 2002 bis zum Jahr 2020 auf täglich 30 ha reduzieren<br />
(BUNDESREGIERUNG, 2002, S. 194), aber die Fortschritte auf dem Weg zu diesem Ziel<br />
sind bislang sehr gering.<br />
Eingriffe in Natur und Landschaft (z. B. Straßenbau, Wohnungsbau, Gewerbe- und Industrieansiedlung)<br />
müssen gemäß den gesetzlichen Vorschriften (Naturschutzgesetze,<br />
BauGB) von demjenigen, der diese verursacht hat, in angemessener Weise ausgeglichen<br />
werden. Die jeweilige Angemessenheit der sog. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen (in<br />
Ausnahmefällen auch Ersatzzahlungen) wird von vielen als wenig transparent empfunden.<br />
Da überbaute Flächen in räumlicher Nähe ausgeglichen werden müssen, entstehen regional<br />
mitunter erhebliche Engpässe am Bodenmarkt, die die Preise für Ersatzland nach oben<br />
treiben. Aus diesem Grund wird seit einigen Jahren über angepasste Maßnahmen diskutiert,<br />
um den Flächenverbrauch durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen z. B. mit Hilfe<br />
der Einrichtung von Ökokonten zu verringern (GOETZ, 2011b).<br />
Aufgrund der Unvermehrbarkeit und bestehenden Knappheit der Ressource Boden führt<br />
der Rückgang der verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen bei gleichzeitig steigender<br />
Nachfrage nach Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen zu tendenziell steigenden<br />
Preisen auf dem Bodenmarkt.<br />
Privilegiertes Bauen im Außenbereich<br />
Landwirtschaftliche Betriebe genießen unter bestimmten Voraussetzungen eine baurechtliche<br />
Privilegierung (§ 35 Abs. 1 Nr. 1 BauGB) im Außenbereich. Voraussetzung ist, dass