352 - 1. Januar 2008
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Kapitel 7 Fallstudien 133<br />
Die ohnehin bestehende Flächenknappheit der landwirtschaftlichen Betriebe wird verschärft<br />
durch den Flächenentzug für außerlandwirtschaftliche Nutzungen. Für Wohnungsbau,<br />
Ausweisung von Gewerbeflächen und Infrastrukturmaßnahmen werden nicht nur<br />
direkt Flächen benötigt, sondern darüber hinaus umfangreiche naturschutzrechtliche Ausgleichs-<br />
und Ersatzflächen. Kommunen und Projektträger sowie die NLG als Dienstleister<br />
der Vorhabenträger entfalten eine zusätzliche Nachfrage; die gefragten Grundeigentümer<br />
– sofern sie Landwirte sind – sind in der Regel nur dann zum Verkauf bereit, wenn landwirtschaftliche<br />
Ersatzflächen bereitgestellt werden. Beim Wohnungsbau wird von einem<br />
Verhältnis von Ersatzflächen zu Bauflächen von 4 zu 1 berichtet (plus einem finanziellen<br />
Ausgleich).<br />
Als weiterer Grund für die Kaufnachfrage durch Landwirte wurde vereinzelt die Möglichkeit<br />
einer steuerbegünstigten Reinvestition von Erlösen aus Grundstücksverkäufen im<br />
Rahmen des § 6b EStG (innerhalb einer Frist von vier Jahren) genannt.<br />
Aus den benachbarten Niederlanden kommt eine stetige Nachfrage nach Flächen im Emsland.<br />
Waren es früher vor allem die Kartoffelerzeuger, so sind es jetzt vorrangig Landwirte,<br />
die ihre Viehhaltung in den Niederlanden aufgeben/reduzieren und die Phosphatquote<br />
zu hohen Preisen verkaufen können. Diese Landwirte suchen vorrangig Resthöfe mit geringer<br />
Flächenausstattung, aber der baurechtlichen Option, hier einen Viehhaltungsbetrieb<br />
(Milchvieh, Schweine- oder Geflügelhaltung) aufzubauen.<br />
Kaufpreise<br />
Die Kaufpreise werden aus Sicht vieler befragter Betriebsleiter stark von nichtlandwirtschaftlichen<br />
Investoren bestimmt. Den meisten der Befragten sind nichtlandwirtschaftliche<br />
Investoren namentlich bekannt, ebenso wie die von diesen gezahlten Kaufpreise. Diese<br />
liegen häufig deutlich über dem, was Landwirte bereit sind zu bezahlen.<br />
Es ist sehr viel Kapital am Markt, das eine sichere Anlagemöglichkeit sucht. Das niedrige<br />
gegenwärtige Zinsniveau, die Finanzkrise, die Diskussion um den Euro sowie Inflationssorgen<br />
durch die Verschuldung öffentlicher Haushalte führen nach Ansicht vieler Gesprächspartner<br />
dazu, dass verstärkt in „sichere“ Werte investiert wird. Die Nachfrage<br />
wird häufig über Makler kanalisiert, die aufgrund der Vielzahl ihrer interessierten Kunden<br />
in der Lage sind, hohe Kaufpreise auszuhandeln.<br />
Auch viele Landwirte sind kapitalstark und suchen Fläche, allerdings in erster Linie in der<br />
Umgebung des eigenen Betriebes. Die Finanzierung von landwirtschaftlichen Investitionen,<br />
auch in Boden, wird durch fachkundige Regionalbanken sichergestellt, so dass der<br />
Faktor Kapital keinen Entwicklungsengpass darstellt. Das Ausfallrisiko in der Landwirtschaft<br />
wird seitens der Banken als sehr gering und deutlich günstiger als im gewerblichen<br />
Bereich eingeschätzt.