352 - 1. Januar 2008
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112 Aktivitäten von nichtlandwirtschaftlichen und überregional ausgerichteten Investoren<br />
Ein Betriebsleiter weist darauf hin, „dass die Integration von Investoren da gut gelingt,<br />
wo die Kinder zusammen in den Kindergarten und in die Schule gehen“. Käufer ganzer<br />
Betriebe leben jedoch teilweise nicht vor Ort, so dass keine regionale Verbundenheit besteht<br />
und lokal brisante Themen nicht oder zu spät wahrgenommen werden. Eine Mitarbeit<br />
in der Kommunalpolitik ist auch nicht möglich und persönliche Gespräche mit Berufskollegen<br />
in der Region sind rar. Für die dörfliche Entwicklung ist dieses Verhalten<br />
nicht förderlich. Es gibt aber auch gegenteilige Beispiele.<br />
Da der Arbeitsmarkt vor allem im Raum Anklam kaum Beschäftigungsmöglichkeiten bietet,<br />
ist jeder zusätzliche Arbeitsplatz, den Investoren in ihren Betrieben schaffen, für die<br />
Bevölkerung vor Ort wichtig und fördert bei für die Region angemessener Bezahlung das<br />
Ansehen. Auch hierfür gibt es Beispiele.<br />
Sonstiges<br />
Wenn Investoren Gesellschafter mit dem sog. goldenen Handschlag verabschieden oder<br />
ein Gesellschafter seine Unternehmensanteile für viel Geld an einen Investor verkauft,<br />
kann es im Dorf viel Neid und Missgunst geben. Hierzu sagte ein Befragter: „Beim Verkauf<br />
der Anteile ist mit einer negativen Stimmung in den Dörfern zu rechnen, weil die<br />
Vermögensanhäufung bei den verbliebenen Kommanditisten offenkundig wird und z. B.<br />
nicht die eingegangenen Risiken. Die Regelung der Altschulden und die Vermögensauseinandersetzung<br />
werden erneut thematisiert. Schon gegenwärtig ist eine ’Sprachlosigkeit’<br />
zwischen Bewohnern mit und ohne Arbeit zu beobachten. In der Öffentlichkeit (z. B. Zeitungen)<br />
ist dieses Thema noch nicht grundlegend diskutiert worden.“ Beim Verkauf kann<br />
es sich um Millionenbeträge handeln. Ein Befragter sagte, dass einige der Betroffenen<br />
ihre Wohnorte verlassen mussten bzw. verlassen haben.<br />
Auch in Ostvorpommern ist das Bodeneigentum breit gestreut, und private Bodeneigentümer<br />
haben durch die stillen Absprachen zwischen Bewirtschaftern und die Informationsasymmetrie<br />
offensichtlich über einen längeren Zeitraum keine marktgerechten Preise<br />
erhalten. Nicht nur durch die geänderte Privatisierungspolitik der BVVG, sondern auch<br />
durch die verstärkte Nachfrage von Investoren nach Flächen bei Privatpersonen hat sich<br />
die Markttransparenz deutlich verbessert. Private Bodeneigentümer können dadurch<br />
marktgerechtere Preise aushandeln. Bei privaten Verpachtungen und Verkäufen erhöht<br />
sich dadurch zumindest vorübergehend der häufig geringe Lebensstandard der Verpächter<br />
bzw. Verkäufer. Weil diese häufig im ländlichen Raum wohnen, erhöht sich dadurch auch<br />
die örtlich wirksame Kaufkraft.