352 - 1. Januar 2008
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Kapitel 3 Literaturüberblick über nichtlandwirtschaftliche und überregional ausgerichtete Investoren 13<br />
nur vereinzelt durch Untersuchungen belegt. 7<br />
Überwiegend wird jedoch von negativen<br />
Effekten berichtet (LIEBRIC, 2011; von BRAUN und MEINZEN-DICK, 2009). Diese können<br />
sich ergeben, wenn landwirtschaftliche Flächen in großem Umfang und auf unzureichender<br />
Rechtsgrundlage weit unter Wert an Investoren vergeben werden und dadurch die<br />
ortsansässigen Bauern ihrer Ressourcen für die Nahrungsmittelproduktion und auch ihrer<br />
Beschäftigung beraubt werden (ebenda). Auch gravierende negative Umwelteffekte können<br />
sich aus den umfangreichen Flächeninvestitionen ergeben. Beispiele hierfür sind die<br />
Abholzung von Tropenwald zur Errichtung von Holz- und Palmölplantagen sowie zur<br />
Ausdehnung der Tierhaltung. In Malaysia und Indonesien werden etwa ein Viertel der<br />
Palmölplantagen auf Torfböden errichtet, was zu erheblichen zusätzlichen Klimagasemissionen<br />
führt (DEININGER und BYERLEE, 2011).<br />
3.2 Nichtlandwirtschaftliche Investoren in Deutschland<br />
In Deutschland werden Aktivitäten nichtlandwirtschaftlicher Investoren größtenteils im<br />
Zusammenhang mit den neuen Ländern diskutiert und durch zahlreiche Presseberichte<br />
belegt. Dagegen weist die BVVG, auf die ein Großteil der in den neuen Bundesländern<br />
verkauften landwirtschaftlichen Flächen entfällt, in ihren Veröffentlichungen darauf hin,<br />
dass weit über 90 % der privatisierten Flächen an ortsansässige Bewirtschafter gehen<br />
(z. B. zuletzt in AGRA-EUROPE, 2011a). Statistiken oder belastbare Schätzungen über Aktivitäten<br />
nichtlandwirtschaftlicher oder überregional aktiver Investoren liegen jedoch<br />
nicht vor.<br />
Im Folgenden wird ein erster Überblick zu Aktivitäten solcher Investoren anhand verfügbarer<br />
Quellen gegeben. Die Angaben stammen aus Kurzmeldungen in Zeitungen und Zeitschriften,<br />
Beiträgen zu anderen Themenbereichen wie z. B. Biogaserzeugung (BRENDEL,<br />
2011) und Agrarindustrialisierung (NIEMANN, 2010) sowie aus Pflichtangaben der wenigen<br />
börsennotierten Aktiengesellschaften (KTG Agrar AG, Tonkens Agrar AG). Die Aufzählung<br />
kann daher lediglich eine erste Annäherung an die tatsächlichen Verhältnisse sein<br />
und ist wahrscheinlich mit erheblichen Defiziten behaftet. Insbesondere sind die verdeckten<br />
Beteiligungen (über Kapitalanteile, Kredite), denen viele Experten in unserer Studie<br />
eine große Bedeutung beigemessen haben, nicht bekannt.<br />
Die Durchsicht der verfügbaren Quellen ergibt folgendes Bild: Die größten Investoren,<br />
die auch überregional aktiv sind, sind demnach Investoren mit industrieller Herkunft<br />
(z. B. Steinhoff Holding, JLW Holding AG) und Investoren mit landwirtschaftlichem<br />
7<br />
Einzelbeispiele wie die Schaffung von 55.000 Arbeitsplätzen durch den von Niederländern in Kenia<br />
betriebenen Schnittblumenanbau oder die Übertragung der in Malaysia entwickelten Hybridzüchtungen<br />
und Verfahren durch einen Investor aus Malaysia auf die Palmölproduktion in Indonesien (UNC-<br />
TAD, 2009) sind nicht verallgemeinerbar.