352 - 1. Januar 2008
352 - 1. Januar 2008
352 - 1. Januar 2008
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kapitel 3 Literaturüberblick über nichtlandwirtschaftliche und überregional ausgerichtete Investoren 11<br />
– In den ehemaligen GUS-Staaten liegt das Interesse an den großen Flächenpotenzialen,<br />
teilweise sehr guten natürlichen Bedingungen und Ertragspotenzialen. Von den 25<br />
größten Agrarholdings in der Ukraine werden ca. 2,5 Mio. ha bewirtschaftet<br />
(LISSITSA, 2010; STANGE, 2010). 6<br />
Über den Umfang der projektierten Vorhaben geben die von GRAIN (2009) durchgeführten<br />
Erhebungen über Pressemeldungen Auskunft, die im Rahmen der Studie der Weltbank<br />
ausgewertet wurden (DEININGER und BYERLEE, 2011). Im Zeitraum Oktober <strong>2008</strong> bis August<br />
2009 wurden 464 Projekte erfasst. Der Gesamtumfang der projektierten Flächen der<br />
203 Vorhaben mit Flächenangaben beläuft sich auf ca. 47 Mio. ha, wovon zwei Drittel<br />
(32 Mio. ha) auf Afrika südlich der Sahara, 8 Mio. ha auf Südostasien, 4 Mio. ha auf Europa<br />
und Zentralasien sowie 3 Mio. ha auf Südamerika entfallen. Im Durchschnitt beläuft<br />
sich die projektierte Fläche auf 40.000 ha pro Projekt; die größte projektierte Fläche belief<br />
sich auf 200.000 ha. Schwerpunkt der Aktivitäten ist die Produktion für Nahrungsmittel<br />
(60 %), von Industriepflanzen (20 %) sowie von Biotreibstoffen (20 %). Staatliche<br />
Fonds der Golfstaaten (DEININGER und BYERLEE, 2011) investieren dabei überwiegend in<br />
Projekte zur Nahrungsmittelproduktion, was die Zielrichtung „Versorgungssicherung“ der<br />
Bevölkerung des Geberlandes unterstreicht.<br />
Weitere Auswertungen der Weltbank (DEININGER und BYERLEE, 2011) ergaben, dass in<br />
nur 21 % der von GRAIN (2009) erfassten Projekte die landwirtschaftliche Erzeugung<br />
bisher aufgenommen wurde, zumeist jedoch in einem geringeren als geplanten Umfang.<br />
Neben „unrealistischen“ Erwartungen dürfte dies darauf zurückzuführen sein, dass nach<br />
Erfahrungen aus Südamerika etwa drei Jahre benötigt werden, um ein Projekt ins Laufen<br />
zu bringen.<br />
In den letzten Jahren waren einige grundsätzliche Änderungen im Investitionsverhalten zu<br />
verzeichnen. So wird aus Brasilien berichtet (HIGHQUEST PARTNERS, 2010), dass vor drei<br />
Jahren erstmals Hedgefonds in Aktion getreten sind, indem sie landwirtschaftliche Flächen<br />
in großem Stil zu einem damals niedrigen Preis erworben haben. Im Gegensatz zu<br />
anderen in Brasilien tätigen Investoren haben sie die Flächen nicht bewirtschaftet, sondern<br />
nach Aufteilung der Unternehmen Unternehmensteile an andere Investoren veräußert.<br />
In der Wirtschaftkrise haben Hedgefonds ihre Aktivitäten eingestellt, jedoch seit<br />
eineinhalb Jahren infolge günstiger Preiserwartungen wieder aufgenommen.<br />
Das Ziel der Ernährungssicherung spielt vor allem bei Investoren aus China, Indien, den<br />
Golfstaaten und Südkorea eine Rolle. Vor allem in Afrika werden in großem Umfang<br />
landw. Flächen gepachtet mit dem Ziel der Produktion von Nahrungsmitteln zur Versor-<br />
6<br />
Recherchen der Geschäftsberichte der in der Ukraine und Russland investierenden Fonds aus Skandinavien<br />
haben ergeben, dass durch Ertragsausfälle und den 2010 verfügten Exportstop hohe Verluste<br />
entstanden sind (BLACK EARTH FARMING LTD., 2011).