352 - 1. Januar 2008
352 - 1. Januar 2008
352 - 1. Januar 2008
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kapitel 8 Diskussion der Ergebnisse 145<br />
8 Diskussion der Ergebnisse<br />
In der öffentlichen Diskussion um „nichtlandwirtschaftliche Investoren“ auf dem landwirtschaftlichen<br />
Bodenmarkt ist der Fokus stark auf Großinvestoren gerichtet, die in einigen<br />
Fällen überregional aktiv sind. Tatsächlich ist die Gruppe der „nichtlandwirtschaftlichen<br />
Investoren“ äußerst heterogen und sie lässt sich nicht klar abgrenzen. Auch der in<br />
dieser Studie verwendete Begriff „nichtlandwirtschaftliche und überregional ausgerichtete<br />
Investoren“ kann dem nur eingeschränkt Rechnung tragen, da der Status des Landwirts in<br />
verschiedenen Rechtsbereichen unterschiedlich geregelt ist und die subjektive Eingruppierung<br />
eines Investors bei vielen auch davon beeinflusst wird, wie lange dieser ggf. bereits<br />
in der Landwirtschaft aktiv ist und ob er regionsfremd ist oder nicht. Die Befragungen<br />
in den neuen Ländern haben gezeigt, dass auch Personen, die bereits zu Beginn der<br />
1990er Jahre aus anderen Wirtschaftsbereichen kommend einen landwirtschaftlichen Betrieb<br />
gekauft haben und seitdem selbst oder mit Hilfe eines Verwalters bewirtschaften,<br />
und die damit über mittlerweile fast eine Generation einen landwirtschaftlichen Betrieb<br />
besitzen, zum Teil zur Gruppe der „nichtlandwirtschaftlichen Investoren“ gezählt werden.<br />
Daher lässt sich die Ausgangsfrage dieser Studie nach dem Ausmaß der Aktivitäten nichtlandwirtschaftlicher<br />
Investoren nicht eindeutig beantworten. Die Antwort ist abhängig<br />
davon, a) welche Typen von Investoren gemeint sind, b) welche Region und c) welchen<br />
zeitlichen Horizont man im Blick hat.<br />
Unter den Investorentypen dominieren zahlenmäßig zwei Gruppen: diejenigen, die einen<br />
ganzen Betrieb kaufen und selbst bzw. mittels eines Verwalters bewirtschaften, sowie die<br />
Käufer landwirtschaftlicher Flächen zum Zweck der Verpachtung. Zahlenmäßig sehr<br />
klein ist die Gruppe der überregional ausgerichteten Investoren, und trotz der Größe dieser<br />
Investoren (mit bis zu 30.000 ha bewirtschafteter Fläche) ist festzustellen, dass diese<br />
den Bodenmarkt höchstens lokal dominieren. Fondsgesellschaften oder international agierende<br />
Großunternehmen spielen auf dem deutschen Bodenmarkt nach unseren Erfahrungen<br />
bislang keine Rolle. Offen bleibt allerdings die Frage der Verbreitung von stillen Beteiligungen<br />
oder Anteilskäufen landwirtschaftlicher Unternehmen, zu der die Fallstudien<br />
keine neuen Erkenntnisse gebracht haben.<br />
In regionaler Hinsicht zeigen unsere Fallstudien, dass das Thema wohl tatsächlich fast<br />
ausschließlich in den neuen Bundesländern eine größere Beachtung findet, wenn Bezug<br />
auf den flächenbezogenen Umfang der Aktivitäten von nichtlandwirtschaftlichen Investoren<br />
am landwirtschaftlichen Bodenmarkt genommen wird. Innerhalb dieser Regionen zeigen<br />
sich deutliche Unterschiede zwischen den Investorentypen; so überwiegen in der<br />
Uckermark und in Ostvorpommern die Käufer ganzer Betriebe, während in der Börde die<br />
Käufer einzelner Flächen eine höhere Relevanz haben. Auch in der Fallregion Emsland<br />
gibt es einige nichtlandwirtschaftliche Investoren, die jedoch von den befragten Akteuren<br />
aus Praxis, Verwaltung und Beratung in der Regel nicht als Problem gesehen werden.