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352 - 1. Januar 2008

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Kapitel 7 Fallstudien 105<br />

die geschaffene Markttransparenz im Internet. Geboten werden die hohen Preise nach<br />

Meinung dieser Landwirte vornehmlich von nichtlandwirtschaftlichen Investoren, weil<br />

diese sichere Wertanlagen suchen und sich die Finanzierung aus der landwirtschaftlichen<br />

Produktion kaum erwirtschaften lässt. Ob es tatsächlich zum großen Teil diese Investoren<br />

sind, ist auch der BVVG nicht bekannt, weil sie darüber keine eingehenden Recherchen<br />

anstellt. Die genannten Beispiele und einige Gesprächspartner weisen jedoch darauf hin,<br />

dass auch Landwirte nicht unwesentlich an den Preissteigerungen beteiligt sind.<br />

Ein befragter Landwirt erklärt diese hohen Preisgebote vorrangig mit ökonomischen Argumenten.<br />

Nach seiner Auffassung musste eine Bodenpreissteigerung in Ostvorpommern<br />

vor allem wegen der großen Kostenvorteile im Marktfruchtbau (gute Erträge, große<br />

Schläge und Betriebe, gute Infrastruktur, Hafennähe) kommen. Die hohen Preise für<br />

BVVG-Flächen werden nach seiner Kenntnis häufig von Landwirten gezahlt, teilweise<br />

jedoch „angefeuert mit branchenfremden Kapital“.<br />

Vor 2007 war die Transparenz auf dem Bodenmarkt ganz offensichtlich erheblich eingeschränkt.<br />

Bei der Befragung der LPG-Rechtsnachfolger wurde durchgehend hervorgehoben,<br />

dass es stille Vereinbarungen zwischen den Unternehmen hinsichtlich Pacht- und<br />

Kaufpreise gab und auch noch gibt. Hierbei handelt es sich um eine Art Preiskartell (ein<br />

Befragter nannte es „Gemarkungskartell“), bei dem abgesprochen wird, welche Preise den<br />

privaten Verpächtern bzw. Verkäufern gezahlt werden. Wegen der in bestimmten Regionen<br />

bestehenden oligopsonistischen Strukturen und der belastbaren Netzwerke zwischen<br />

den Geschäftsführern der LPG-Nachfolgeunternehmen funktionieren diese Absprachen<br />

bisher gut. Der fehlende Wettbewerb hat sicherlich lange Zeit zum sehr niedrigen Preisniveau<br />

beigetragen.<br />

Soweit in Einzelfällen massive (persönliche) Differenzen zwischen Verpächter/Verkäufer<br />

und Pächter/Käufer bestanden hätten und ein Nachbarbetrieb als Vertragspartner gewählt<br />

worden sei, hätte durch Pflugtausch die kostengünstige Bewirtschaftung großer Schläge<br />

in beiden Unternehmen aufrechterhalten werden können.<br />

Bei den Befragungen auf der Insel Usedom ergab sich hinsichtlich der Preisabsprachen<br />

und wegen der teilweise anderen Betriebsstrukturen und seit geraumer Zeit aggressiv tätiger<br />

Investoren auf dem Bodenmarkt ein anderes Bild mit stärkerem Wettbewerb um die<br />

Flächenbewirtschaftung.<br />

Sonstiges<br />

Die befragte regionale Bank betonte die große Bedeutung der Landwirtschaft bei der Kreditvergabe<br />

und bezeichnete die Landwirtschaft als gute Branche mit geringem Ausfallrisiko.<br />

Insbesondere bei gut strukturierten und wirtschaftlich erfolgreichen Marktfruchtbetrieben<br />

sei eine 100-prozentige Fremdfinanzierung eines Kaufpreises bis zu 10.000 Euro

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