352 - 1. Januar 2008
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Kapitel 1 Einleitung 1<br />
1 Einleitung<br />
<strong>1.</strong>1 Problemstellung<br />
Der Boden ist für die landwirtschaftlichen Betriebe ein essentieller Produktionsfaktor, der<br />
aufgrund seiner Unvermehrbarkeit und seiner Immobilität eine besondere Stellung im<br />
Vergleich zu den anderen Produktionsfaktoren einnimmt. In den letzten fünf Jahren sind<br />
die Kauf- und Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen in Deutschland stark gestiegen,<br />
insbesondere in den neuen Bundesländern (SIEGMUND, 2011). Diese Preissteigerungen<br />
werden in der öffentlichen Diskussion vielfach mit nichtlandwirtschaftlichen und überregional<br />
aktiven Investoren in Zusammenhang gebracht. Auch im internationalen Bereich<br />
gibt es zahlreiche Meldungen über groß angelegte Flächenkäufe („land grabbing“) durch<br />
private Firmen, Investmentgesellschaften und (halb-)staatliche Organisationen in fremden,<br />
oftmals wirtschaftlich schwachen Regionen (FRITZ, 2010; WORLD BANK, 2010). Hier<br />
hat sich offenbar etwas Gravierendes geändert.<br />
Wie die Bundesregierung in ihrem Schreiben von November 2010 an den Ausschuss für<br />
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Deutschen Bundestags „zum Ausmaß<br />
des Flächenerwerbs durch nichtlandwirtschaftliche Investoren in Ostdeutschland<br />
sowie die Auswirkungen auf die Flächenpreisentwicklung und die Agrarstruktur“ dargelegt<br />
hat, liegen dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
(BMELV) keine Daten über Aktivitäten nichtlandwirtschaftlicher Investoren hinsichtlich<br />
Flächenerwerb oder Erwerb von Geschäftsanteilen an landwirtschaftlichen Unternehmen<br />
in der Rechtsform juristischer Personen vor. Daher lässt sich bisher auch nicht<br />
bestimmen, welchen Einfluss solche Aktivitäten auf die Preisentwicklung auf den Bodenmärkten<br />
und allgemeiner auf die Agrarstruktur, die Landwirtschaft und ländliche<br />
Räume haben.<br />
Gleichzeitig wird in Presse- und Fernsehberichten zunehmend über nichtlandwirtschaftliche<br />
und überregional aktive Investoren berichtet. Dabei wird mit Schlagzeilen wie „Bauernland<br />
in Bonzenhand“ darauf hingewiesen, dass „millionenschwere Fondsgesellschaften“,<br />
„branchenfremde Konzerne und vermögende Privatleute“ den landwirtschaftlichen<br />
Boden und die landwirtschaftliche Produktion als attraktive Anlage- und Einkommensmöglichkeit<br />
entdeckt haben (DEGGERICH, 2010). Als Gründe für das verstärkte Investitionsinteresse<br />
von nichtlandwirtschaftlichen Akteuren werden in den Berichten oftmals<br />
günstige Renditeerwartungen in der Landwirtschaft bzw. die Erwartung steigender Bodenpreise<br />
als Folge einer steigenden Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Förderung regenerativer<br />
Energien genannt oder auf Bodenkauf als sicheren Sachwert zur Risikostreuung<br />
vor dem Hintergrund der Finanzkrise hingewiesen. Thematisiert wird auch die Vergabepraxis<br />
der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) beim Verkauf der<br />
bundeseigenen Flächen.