352 - 1. Januar 2008
352 - 1. Januar 2008
352 - 1. Januar 2008
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kapitel 3 Literaturüberblick über nichtlandwirtschaftliche und überregional ausgerichtete Investoren 17<br />
gang oder (Teil-)Verkauf an strategische Investoren wird potenziellen Aktionären<br />
vom Unternehmen als Option in Aussicht gestellt. Die Einstiegshürden sind mit einer<br />
Beteiligung von mindestens 500.000 Euro jedoch recht hoch (ebenda).<br />
– Die GLS-Gemeinschaftsbank hat über ihren Bio-Bodenfonds (Bio-Boden Schorfheide)<br />
etwa 2.600 ha LF erworben und verpachtet diese Fläche langfristig (bis zu 30 Jahre)<br />
an 13 ansässige ökologisch wirtschaftende Betriebe (vgl. Kapitel 7.2.6).<br />
– Zahlreiche weitere Investoren mit branchenfremdem Hintergrund, die in größerem<br />
Umfang in landwirtschaftliche Flächen investiert haben, sind z. B. Fielmann (Brillen),<br />
Dornier (Erbin), Termühlen (Finanzdienstleistungen, MLP), Boco Rethwisch<br />
(Berufsbekleidung), Thomas Phillips (Sonderpostenverkauf), Rolf Henke (Druckerei).<br />
– Investoren, die „hinter den Kulissen“ oder offen Unternehmensbeteiligungen erwerben<br />
oder Flächen kaufen, ohne eigenes Interesse an der Bewirtschaftung, gibt es häufig<br />
(siehe Fallstudien in Kapitel 7), aber Informationen über deren Relevanz sind über<br />
die hier verwendeten Quellen (Kurzmeldungen in Fachzeitschriften, Fachbeiträge,<br />
Homepages, etc.) nicht zu eruieren.<br />
Die Liste der branchenfremden Investoren könnte zumindest namentlich noch deutlich<br />
verlängert werden. Vor allem viele Alteigentümer (darunter zahlreiche Adelsfamilien) mit<br />
familiären Wurzeln an den Investitionsorten haben, allerdings meistens an einem Standort,<br />
Flächen mit branchenfremdem Kapital (zurück-)gekauft.<br />
Es wird deutlich, dass die Aufzählung lediglich Investoren enthält, die größere Betriebe<br />
im Ganzen übernommen haben und diese Betriebe nun selbst bewirtschaften oder einen<br />
Verwalter zur Bewirtschaftung einsetzen, und dies in den meisten Fällen bereits seit etlichen<br />
Jahren, teilweise seit Beginn der 1990er Jahre. Die Investoren sind mittlerweile<br />
rechtlich längst selbst Landwirte im Sinn des Grundstückverkehrsgesetzes, und großenteils<br />
haben sie auch Ansprüche auf Direktkauf von langfristig gepachteten BVVG-<br />
Flächen. Ausgesprochen heterogen sind die Investoren im Hinblick auf die branchenbezogene<br />
Herkunft des Kapitals, die Investitionsziele, den Zeitpunkt des Einstiegs und die<br />
Dynamik der weiteren Entwicklung. Insbesondere die Wirkungen des finanziellen Engagements<br />
auf Produktion, Beschäftigung, gesellschaftliche und natürliche Umwelt sowie<br />
die ansässigen Unternehmen in den betroffenen Regionen sind im Einzelfall sehr unterschiedlich.<br />
Aus diesem Grund werden in dieser Untersuchung regionale Fallstudien<br />
durchgeführt (siehe Kapitel 7).<br />
International agierende Fondsgesellschaften sind bislang am deutschen Bodenmarkt nicht<br />
tätig. Die Flächen in Deutschland sind zu teuer im Vergleich zu Flächen in mittel- und<br />
osteuropäischen Ländern (MOEL) sowie in Ländern anderer Kontinente. Beispielsweise<br />
investiert die in Hamburg angesiedelte Aquila Capital mit ihrer Fondsserie Aquila Agrarinvest<br />
(geschlossene Fonds) nicht in der Europäischen Union, weil das Politikänderungsrisiko<br />
als zu hoch eingeschätzt wird; die bisher platzierten zwei geschlossenen Fonds sind