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Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

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Sie stand auf und ging zu ihm hin. Oertel nahm ihre<br />

Hand und drückte sie fest, dann drehte er sich um und<br />

ging wortlos aus dem Zimmer.<br />

Zwei Wochen später stand Gertrud voller Erwartung<br />

mit ihrem Vater auf dem Bahnsteig, um ihren Bru<strong>der</strong><br />

vom Zug abzuholen. Überall drängten sich Menschen.<br />

»Wo kommen all diese Leute her?« Sie blickte sich<br />

überrascht um. »Es kann doch nicht sein, dass alle ihre<br />

verwundeten Angehörigen abholen wollen.«<br />

»Wahrscheinlich kommen auch Frontsoldaten, die<br />

Heimaturlaub haben, mit diesem Zug«, meinte Oertel.<br />

Als die Lokomotive schnaufend in den Bahnhof<br />

einfuhr und schließlich hielt, kam Bewegung in die<br />

Menge. Gertrud wurde von einer dicken Frau beiseite<br />

geschubst, die rufend und winkend versuchte, einem<br />

Soldaten entgegenzulaufen, <strong>der</strong> gerade auf Krücken aus<br />

einem Waggon herauskam. Einige junge Männer in<br />

Uniform winkten lachend, sprangen rasch auf den<br />

Bahnsteig, bahnten sich einen Weg durch das Gedränge<br />

zu einer Gruppe warten<strong>der</strong> Frauen und begrüßten sie<br />

stürmisch.<br />

Ein großer, schlanker, leicht gebeugt gehen<strong>der</strong> junger<br />

Mann kam mit schleppenden Schritten auf Oertel und<br />

Gertrud zu. Das <strong>ist</strong> doch nicht Paul, ging es ihr durch<br />

den Kopf, das kann er nicht sein. Als er dann vor ihnen<br />

stand, war er Gertrud so fremd, dass sie fast Scheu vor<br />

ihm empfand. War er größer geworden? O<strong>der</strong> kam es,<br />

weil er so abgemagert war? Der Uniformmantel schien<br />

ihm gar nicht zu passen. Und wie blass und schmal er<br />

geworden war! Das war nicht <strong>mehr</strong> das vertraute<br />

Gesicht, das sie von früher her kannte. Seine<br />

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