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Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

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Novembernebel hing zwischen den kahlen Zweigen<br />

<strong>der</strong> Bäume. Die Luft schien gesättigt zu sein mit<br />

Tausenden kleiner Wassertropfen. Sie verwischten die<br />

Konturen <strong>der</strong> Straßenlaternen und zerstreuten ihr Licht<br />

in einem milchigen Schimmer. Die Häuser, die<br />

Sträucher und Zäune <strong>der</strong> Vorgärten, die wenigen<br />

Menschen, die in diesem ungemütlichen Wetter<br />

unterwegs waren – alles wurde von ihnen in undeutliche<br />

Schemen verwandelt, die plötzlich auftauchten und<br />

wie<strong>der</strong> verschwanden. Auch das Licht <strong>der</strong> hohen,<br />

schmalen Erkerfenster des Hauses Kaiser-Wilhelm-<br />

Straße 17 wurde von <strong>der</strong> feuchten Dunkelheit<br />

verschluckt. Wer zufällig vorbeiging, hörte Musik,<br />

Klavier und Geigenklang, wie von ferne durch die<br />

geschlossenen Fenster dringen.<br />

Es gab wie<strong>der</strong> Hausmusik bei <strong>der</strong> Familie Oertel.<br />

Gertrud hatte ihrem Vater von <strong>Zeit</strong> zu <strong>Zeit</strong> vorsichtig<br />

zugeredet, um ihn aus seiner Trauer herauszureißen.<br />

Schließlich hatte er nachgegeben. <strong>Im</strong> ganzen Haus war<br />

seit dem Morgen eine erwartungsvolle, freudige<br />

Spannung zu spüren. Paul, <strong>der</strong> zum ersten Mal im<br />

Quartett die zweite Geige spielen durfte, übte in seinem<br />

Zimmer eifrig seine Stimme. Auch Gertrud spielte noch<br />

einmal den Klavierpart des Haydn-Trios durch, das<br />

heute Abend unter an<strong>der</strong>em auf dem Programm stand.<br />

Die drei Stücke aus den Kin<strong>der</strong>szenen von Schumann<br />

und die beiden Préludes von Chopin, die sie außerdem<br />

spielen wollte, konnte sie gut. Sie beschloss, dass es<br />

nicht nötig sei, sie noch einmal anzusehen. Emmy war<br />

schon vom frühen Morgen an beschäftigt. Martha, ein<br />

junges Mädchen, das sie als Haushaltshilfe eingestellt<br />

hatte, weil Fine gegangen war, ging ihr dabei zur Hand.<br />

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