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Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

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getan? Nur, weil ich das Leben ein bisschen genießen<br />

wollte, weil ich mit an<strong>der</strong>en zusammen fröhlich war, soll<br />

ich jetzt eine Strafpredigt bekommen? Was <strong>ist</strong> denn so<br />

schlimm daran? Ihr Blick fiel auf die Adventskerze, die<br />

Emmy fürsorglich auf den Schreibtisch gestellt hatte.<br />

Die Flamme flackerte ein wenig, es folgte ein leises<br />

Kn<strong>ist</strong>ern – das einzige Geräusch in dieser bedrückenden<br />

Stille – , dann stoben zwei o<strong>der</strong> drei kleine Funken zur<br />

Seite, eine zarte blaue Rauchfahne stieg auf, und die<br />

Kerze brannte wie<strong>der</strong> ruhig.<br />

Oertel strich einige Male über seinen Bart und<br />

begann schließlich mit leiser Stimme zu sprechen, in <strong>der</strong><br />

jedoch ein gefährlich drohen<strong>der</strong> Unterton mitschwang.<br />

Gertrud spürte es genau.<br />

»Was Werner mir da heute Morgen erzählt hat, meine<br />

liebe Gertrud, hat mich wahrlich schockiert. Du treibst<br />

dich mit völlig indiskutablen Leuten in zweifelhaften<br />

Lokalen herum. Ein Mädchen aus guter Familie! Was<br />

denkst du dir eigentlich dabei? Weißt du gar nicht, was<br />

sich schickt? Was du unserem guten Ruf schuldig b<strong>ist</strong>?«<br />

Gertrud blickte auf und sah in zwei eisige blaue<br />

Augen. Flüchtig ging ihr durch den Sinn, dass dieselben<br />

Augen sie auch liebevoll ansehen konnten. <strong>Im</strong><br />

Augenblick aber konnte sie das kaum glauben.<br />

»Vater«, begann sie unsicher, »das sind keine<br />

indiskutablen Leute, wie du sie nennst. Es sind<br />

Freunde von Anni, fröhliche, junge Menschen,<br />

Künstler ...«<br />

»Künstler«, unterbrach er sie mit einer ungeduldigen<br />

Handbewegung. Seine Stimme wurde lauter. »Künstler<br />

nennst du das? Wenn ein junger Mann in aller<br />

Öffentlichkeit eine Rede hält zum Thema ›Jesus <strong>ist</strong> uns<br />

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