Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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Halt stiegen einige Passagiere aus, und als <strong>der</strong> Zug<br />
schließlich in Schladen ankam, einem kleinen Dorf auf<br />
halbem Weg nach Harzburg, war er fast leer. Gertrud<br />
und Emmy waren absichtlich so weit gefahren. Emmy<br />
hoffte, dadurch <strong>mehr</strong> Chancen auf den Bauernhöfen zu<br />
haben. Beherzt machten sie sich auf den Weg.<br />
Der erste Hof war ein stattliches Anwesen. Das<br />
Wohnhaus, solide gebaut aus massiven Bruchsteinen,<br />
machte einen wohlhabenden Eindruck. <strong>Im</strong> rechten<br />
Winkel dazu stand links eine große Scheune, <strong>der</strong>en<br />
Dachfirst zwei Pferdeköpfe zierten, und rechts ein<br />
geräumiger Stall, aus dem das sanfte Muhen von Kühen<br />
und das leise Klirren von Ketten drang. Diese drei<br />
Gebäude rahmten einen weitläufigen Platz ein, in dessen<br />
Mitte sich ein dampfen<strong>der</strong> M<strong>ist</strong>haufen befand.<br />
»Puh, wie das stinkt«, sagte Gertrud und hielt sich die<br />
Nase zu. Aber sie war beeindruckt von dem<br />
ansehnlichen Besitz. »Das müssen reiche Bauern sein.<br />
Wie viele Kühe sie wohl haben? Zwanzig? O<strong>der</strong> <strong>mehr</strong>?«<br />
Sie sah sich voller Bewun<strong>der</strong>ung um. Als die beiden<br />
durch das offene Tor über den Hof hinweg auf das Haus<br />
zugehen wollten, schlug ein Hund kläffend an und zerrte<br />
wütend an seiner Kette. Erschrocken wich Gertrud<br />
zurück und fasste nach Emmys Arm. »Der tut uns<br />
nichts.« Sie gingen weiter und sahen die Bäuerin aus <strong>der</strong><br />
Haustür treten. Gertrud betrachtete neugierig die<br />
rundliche, stämmige Gestalt, das rote Gesicht, die straff<br />
nach hinten gekämmten, schon angegrauten Haare, die<br />
blaue Schürze aus grobem Stoff und das Wollkleid von<br />
undefinierbarer Farbe, das die Frau trug. Sie <strong>ist</strong> nicht<br />
groß, dachte sie, aber trotzdem hat sie etwas<br />
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