Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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Herren fachsimpeln über Politik. Wir jungen Leute<br />
dürfen nur brav zuhören und gelegentlich ein paar<br />
belanglose Nettigkeiten von uns geben. Wie an<strong>der</strong>s <strong>ist</strong><br />
doch die lebensprühende Clique um Anni! <strong>Im</strong><br />
Gegensatz dazu kommt mir diese Gesellschaft vor wie<br />
hölzerne Marionettenpuppen.<br />
Oertel sah seine Tochter eine <strong>Zeit</strong> lang ernst an, dann<br />
sagt er ruhig: »Es wird höchste <strong>Zeit</strong>, dass du heiratest<br />
und ein standesgemäßes Leben führst.«<br />
Erschrocken hob Gertrud den Kopf. »Wen soll ich<br />
denn heiraten?«, fragte sie fassungslos.<br />
Plötzlich bekamen die eisigen blauen Augen einen<br />
liebevollen Ausdruck. »Wenn du erst einmal eine<br />
Familie hast, einen Mann und Kin<strong>der</strong>, dann wirst du<br />
glücklich sein. Dann denkst du nicht <strong>mehr</strong> daran, dir<br />
Zerstreuung und Vergnügungen in Künstlerkreisen zu<br />
suchen, die es mit <strong>der</strong> Moral nicht so genau nehmen.«<br />
»Aber ich kann doch nicht irgendjemanden heiraten,<br />
bloß um versorgt zu sein und ein bürgerliches Leben zu<br />
führen!« Ungläubig starrte sie ihren Vater an. Der Klang<br />
ihrer Stimme war voller Protest, aber im Ausdruck ihrer<br />
Augen lag die unausgesprochene Frage: Ist das dein<br />
Ernst? Verlangst du das wirklich von mir?<br />
Oertel stand auf und ging um den Schreibtisch<br />
herum zu seiner Tochter. Er strich ihr zärtlich über<br />
das Haar. Gertrud war ganz verwirrt über diesen<br />
plötzlichen Sinneswandel. Eben hatte <strong>der</strong> Vater ihr<br />
noch die heftigsten Vorwürfe gemacht, und auf<br />
einmal war er so freundlich zu ihr, als sei gar nichts<br />
gewesen. Erstaunt sah sie zu ihm auf. Manchmal <strong>ist</strong><br />
er wirklich schwer zu verstehen, dachte sie.<br />
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