Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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er zwar an den Wochenenden nach Harzburg, ohne<br />
jedoch einen Fuß in sein Haus zu setzen. Er machte<br />
stundenlang einsame Wan<strong>der</strong>ungen durch die Wäl<strong>der</strong><br />
und über die Harzberge, aber abends kam er stets wie<strong>der</strong><br />
mit dem letzten Zug in Braunschweig an. Er brauchte<br />
die Einsamkeit in <strong>der</strong> Natur, um sich wie<strong>der</strong>zufinden<br />
und um seinen Schmerz zu verarbeiten. Über Gefühle<br />
zu reden, im Gespräch mit an<strong>der</strong>en Trost zu suchen war<br />
seinem Charakter fremd. Zeigte er sich in seiner<br />
beruflichen und gesellschaftlichen Stellung auch<br />
aufgeschlossen und wortgewandt, seine innersten<br />
Empfindungen verschloss er vor an<strong>der</strong>en Menschen tief<br />
in seinem Herzen. Das Bild, das er von sich selbst hatte,<br />
war das einer starken Persönlichkeit. Die verletzliche<br />
Seite seines Wesens gestand er sich nicht ein. Er lehnte<br />
es ab, vor an<strong>der</strong>en Schwäche zu zeigen. Nur Leonore<br />
hatte wissen dürfen, dass auch er verwundbar war.<br />
In dem großen Haus herrschte eine düstere<br />
Stimmung. Es war nicht allein die gewittrige Schwüle<br />
<strong>der</strong> Augusthitze, die alles lähmte. Gertrud hatte das<br />
Gefühl, dass in allen Ecken die Trauer saß, wie eine<br />
lebensfeindliche, unerbittliche Göttin, und sie anstarrte.<br />
Sie vermisste ihre Mutter unendlich. Wenn Leonore<br />
Oertel auch in den letzten Jahren immer stiller geworden<br />
war, so hatte sie doch mit ihrem freundlichen, etwas<br />
müden Lächeln und mit ihrer leisen Stimme, die voller<br />
Anteilnahme war, Wärme und Zärtlichkeit verbreitet.<br />
Gertrud empfand deutlich mit jener hellsichtigen<br />
Klarheit, die durch starke Erschütterungen<br />
hervorgerufen werden kann, dass sie mit ihrer Mutter<br />
einen wesentlichen Teil ihres Lebens unwi<strong>der</strong>ruflich<br />
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