Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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meinem Gefühl folgen. Mit diesem Gedanken und<br />
einem glücklichen Lächeln auf den Lippen schlief sie<br />
schließlich ein.<br />
Als sie am nächsten Morgen später als sonst am<br />
Frühstückstisch erschien, war ihr Vater schon<br />
gegangen. Emmy empfing sie mit ernstem Gesicht.<br />
»Sie sind sehr spät nach Hause gekommen«, sagte<br />
sie. »Der Herr Geheimrat hat Sie gehört, er konnte nicht<br />
schlafen.« In ihrem Ton lag eine Spur von<br />
Zurechtweisung. Was nimmt sie sich heraus, dachte<br />
Gertrud unwillig, aber sie schwieg. Fast bittend setzte<br />
Emmy jetzt hinzu: »Sie sollten Ihren Vater nicht<br />
verärgern, Fräulein Gertrud, er hat sich Sorgen um Sie<br />
gemacht.«<br />
Am liebsten hätte sie geantwortet: »Ich bin alt<br />
genug« o<strong>der</strong> »ich weiß, was ich tue« o<strong>der</strong> »ich bin<br />
volljährig, ich muss mir von Vater nichts sagen lassen«,<br />
doch sie schluckte die Worte hinunter. Emmy meinte es<br />
ja gut. Trotzdem! Wie sie diese Bevormundung hasste!<br />
Lustlos begann sie, Honig auf ihr Brötchen zu streichen.<br />
10. November<br />
1919,<br />
vormittag<br />
s<br />
G<br />
estern war wie<strong>der</strong> ein Atelierfest bei<br />
Marcel.<br />
Wie bin ich Anni dankbar, dass<br />
sie mich in ihre Clique aufgenommen hat. So viel Spaß<br />
wie in den letzten Wochen und Monaten habe ich noch<br />
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