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Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

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großen Anfor<strong>der</strong>ungen. Das Boccherini-Quartett hatte<br />

ihm sein Freund und Kollege, Professor Reisinger,<br />

gegeben, <strong>der</strong> heute Abend, wie an so vielen<br />

Hausmusikabenden im Hause Oertel, die Bratsche<br />

spielen sollte. Er hatte die Stimmen gleich<br />

weitergegeben, damit die übrigen Mitspieler sich<br />

vorbereiten konnten: die für die zweite Geige seinem<br />

Sohn Paul, und die für die erste Geige Wilhelm Zeidler,<br />

<strong>der</strong> auch die Geigenstimme für das Haydn-Trio<br />

bekommen hatte.<br />

Wilhelm Zeidler war einer von Oertels Studenten. Er<br />

war dem Professor neulich bei einem Hochschulkonzert<br />

als vielversprechen<strong>der</strong> junger Geiger aufgefallen. Weil<br />

sein an<strong>der</strong>er Kollege, <strong>der</strong> sonst im Quartett <strong>der</strong> »Erste«<br />

war, heute nicht kommen konnte, hatte er Wilhelm<br />

gebeten, ihn zu vertreten. Der junge Mann empfand es<br />

als eine beson<strong>der</strong>e Ehre, von seinem Professor zum<br />

privaten Musizieren eingeladen zu werden, und sagte<br />

natürlich hocherfreut zu.<br />

Pünktlich um achtzehn Uhr, zur verabredeten <strong>Zeit</strong>,<br />

klingelte Wilhelm Zeidler an <strong>der</strong> Tür des Hauses<br />

Kaiser-Wilhelm-Straße 17.<br />

»Herzlich willkommen in meinem Heim, lieber<br />

Wilhelm«, begrüßte Oertel seinen Studenten. Auf<br />

Professor Reisinger musste man noch warten. Wie<br />

immer kam er fünfzehn Minuten zu spät. Er war eben an<br />

das akademische Viertel gewöhnt. »Scheußliches<br />

Wetter«, murmelte er ein bisschen atemlos, als er seine<br />

Gummiüberschuhe auszog und an <strong>der</strong> Gar<strong>der</strong>obe<br />

abstellte. Professor Reisinger war ein eher kleiner, etwas<br />

korpulenter Herr mit einem runden, freundlichen<br />

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