14.02.2014 Aufrufe

Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Verwundeten, das Röcheln <strong>der</strong> Sterbenden wird für<br />

immer zwischen IHM und mir stehen. Ich habe die<br />

Unschuld meines Glaubens verloren. Die Lehren <strong>der</strong><br />

Bibel haben keinen Sinn <strong>mehr</strong> für mich, sie klingen<br />

falsch und hohl. Wie kann ich SEIN Wort verkünden?‹<br />

Nie werde ich diese Worte vergessen, nie die<br />

aufgewühlte, zutiefst bewegte Gemütsverfassung<br />

meines Freundes, während er sprach. Ich wusste nicht,<br />

was ich sagen sollte. Ich fühlte mich irgendwie hilflos,<br />

ratlos. Noch nie war ich einem Menschen begegnet, <strong>der</strong><br />

so tief gläubig <strong>ist</strong>, aus dem innersten Kern seines<br />

Wesens heraus. Religion, das sind für uns doch stets nur<br />

die traditionellen chr<strong>ist</strong>lichen Feste gewesen –<br />

Weihnachten, Ostern und Pfingsten – , gelegentliche<br />

Sonntagsgottesdienste, und dann <strong>der</strong> Schulunterricht<br />

mit Auswendiglernen von Gesangbuchversen,<br />

Bibelsprüchen, den Zehn Geboten und so weiter. Ich<br />

habe das alles mitgemacht, wie es sich für einen<br />

wohlerzogenen Jungen gehört, aber es <strong>ist</strong> mir nie zu<br />

Herzen gegangen. Und da steht plötzlich ein Mensch vor<br />

mir, zutiefst verstört und verzweifelt, weil er nicht <strong>mehr</strong><br />

an das glauben kann, was sein Leben bis jetzt<br />

ausgemacht hat.«<br />

Seine Stimme war plötzlich belegt, und es dauerte<br />

eine Weile, bis er weitersprechen konnte. »›Man kann<br />

diese Schreckensbil<strong>der</strong> nicht einfach abstreifen wie ein<br />

Hemd o<strong>der</strong> ausziehen wie die Socken o<strong>der</strong> die Schuhe‹,<br />

hat Ludwig dann etwas ruhiger gesagt. ›Wir sind nicht<br />

<strong>mehr</strong> dieselben, die wir waren, wenn wir diese Hölle<br />

durchlebt haben.‹ Die Liebe Gottes ... die Liebe ...<br />

Darüber musste ich nachdenken. Man müsste dem Hass<br />

die Liebe entgegensetzen, meinte ich. ›Der Hass wird<br />

121

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!