Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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stets <strong>der</strong> Sieger sein‹, hat Ludwig daraufhin verbittert<br />
gesagt. Ich dachte, man müsste es versuchen, immer<br />
wie<strong>der</strong> aufs Neue. Als könne er meine Gedanken lesen,<br />
sagte er: ›Nach allem, was geschehen <strong>ist</strong>, habe ich nicht<br />
<strong>mehr</strong> die Kraft dazu‹. Dieses Gespräch hat mich seitdem<br />
nicht <strong>mehr</strong> losgelassen. Ich will <strong>mehr</strong> erfahren, <strong>mehr</strong><br />
wissen über die Kräfte, die in unserem Leben wirken:<br />
Liebe und Hass, Leben und Tod, Glaube und Zweifel.<br />
Ich will diesen Gott kennenlernen, diesen<br />
unbegreiflichen Gott, <strong>der</strong> die Liebe sein soll und<br />
Millionen von Menschen durch den Hass sterben lässt.<br />
Der für seinen Sohn den Tod am Kreuz beschloss und<br />
dadurch Erlösung versprach. Von dem gesagt wird, dass<br />
sein Wesen Erbarmen sei, und <strong>der</strong> gleichzeitig seine<br />
Augen vor dem Leiden <strong>der</strong> Welt verschließt. Der sich<br />
hinter Rätseln verbirgt und dem man nicht entrinnen<br />
kann. Gertrud, ich habe beschlossen, Theologie zu<br />
studieren.«<br />
Er nahm ihre Hände, und sie fühlte, wie er innerlich<br />
bebte. Sie spürte, dass dieses Erlebnis ihn bis in die<br />
tiefsten Tiefen seines Wesens erschüttert haben musste.<br />
In seinen Augen spiegelte sich seine Betroffenheit.<br />
Bewegt sah sie ihn an. »Aber Vater ...«, wandte sie<br />
zaghaft ein.<br />
Er ließ sie los, stand auf und machte ein paar Schritte<br />
durch das Zimmer. Dann setzte er sich wie<strong>der</strong>. »Ich<br />
werde es ihm erklären müssen«, antwortete er mit einer<br />
Sicherheit, die Gertrud an ihm nicht kannte. »Ich habe<br />
neulich gesagt, dass ich keinen festen Grund <strong>mehr</strong> habe,<br />
auf dem ich stehen kann, und dass ich einen Mittelpunkt<br />
für mein Leben suchen muss. Vielleicht finde ich ihn auf<br />
diesem Weg.«<br />
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