Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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20 . November<br />
1913,<br />
vormittag<br />
s<br />
I<br />
ch bin noch ganz durcheinan<strong>der</strong>! Endlich gab es<br />
wie<strong>der</strong> Hausmusik bei uns! Vater hatte einen seiner<br />
Studenten eingeladen, die erste Geige zu spielen,<br />
weil Professor Scholz nicht konnte. Er spielte<br />
hinreißend! Ich muss immerzu an ihn denken. Wie er<br />
den Bogen führte ... leicht und doch kraftvoll ... sein<br />
seelenvoller Ton ... mir <strong>ist</strong>, als habe er sich mit seiner<br />
Geige tief in mein Herz hineingespielt. Den Kuss auf<br />
meine Hand ... ich spüre ihn noch immer ... <strong>der</strong> Blick,<br />
mit dem er mich ansah ... er ging mir durch und durch<br />
... ich muss ihn wie<strong>der</strong>sehen!<br />
Der Morgen versprach einen strahlenden Tag. Noch<br />
war die Sonne nicht zu sehen, denn sie wurde von <strong>der</strong><br />
gegenüberliegenden Häuserfront verdeckt. Doch ihr<br />
Schein tauchte die Dächer und das darüberliegende<br />
Stück Himmel in pures Gold. Ein paar weiße Wölkchen<br />
schwammen im zarten Blau des Firmaments.<br />
Gertrud erwachte früher als sonst. Sie freute sich auf<br />
diesen Tag. Zeidlers hatten sie zu einem Picknick<br />
eingeladen. Einen ganzen Tag mit Wilhelm<br />
zusammensein zu können ... dieser Gedanke machte sie<br />
schwindlig vor Glück. Sie hatte das Gefühl, als würde<br />
ihr Blut schneller durch ihre A<strong>der</strong>n fließen. Alle ihre<br />
Nerven schienen zu vibrieren. Seit jenem<br />
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