Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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Es hat ihm Freude gemacht, dachte Gertrud beglückt.<br />
»Du siehst, es geht! Und es wird von Tag zu Tag besser<br />
werden, wenn wir wie<strong>der</strong> miteinan<strong>der</strong> spielen und du<br />
auch ein bisschen übst.«<br />
»Ich werde meine Violinschule und auch die Etüden<br />
wie<strong>der</strong> hervorholen.« Er sah seine Schwester liebevoll<br />
an, dann fasste er sie leicht am Arm. »Danke, Gertrud«,<br />
sagte er leise. Von da an musizierten sie fast täglich<br />
zusammen. Anfangs geschah es noch öfter, dass Paul<br />
aufgeben wollte. Aber Gertrud redete ihm gut zu. Sie<br />
suchte die leichtesten Stücke heraus und übte geduldig<br />
mit ihm schwierigere Stellen. Allmählich gewann Paul<br />
wie<strong>der</strong> Selbstvertrauen, und sein Spiel wurde sicherer<br />
und selbstbewusster.<br />
Nach dem gemeinsamen Musizieren saßen sie oft<br />
noch eine Weile beisammen, und Paul fing an, von sich<br />
zu erzählen; tastend und zögernd, in Bruchstücken<br />
zuerst, aber Gertrud bekam einen Eindruck von den<br />
Schrecknissen des Krieges, die er erlebt hatte, und von<br />
<strong>der</strong> übermenschlichen, schweren Last, die auf seiner<br />
Seele lag und die er kaum tragen konnte.<br />
»Weißt du ... es war schrecklich ... dieses<br />
Trommelfeuer ... wochenlang. Um dich herum sterben<br />
deine Kameraden ... und du kannst nicht helfen ... kannst<br />
nicht heraus aus deinem Erdloch ... willst auch gar nicht!<br />
Dein einziger Gedanke <strong>ist</strong>: Hoffentlich trifft es mich<br />
nicht, hoffentlich bleibe ich am Leben! Du b<strong>ist</strong> nur noch<br />
auf dein Überleben konzentriert.« Er machte eine Pause<br />
und holte tief Luft, dann erschien ein schiefes Lächeln<br />
auf seinem Gesicht. »Aber es hat mich doch getroffen.«<br />
Müde Lehnte er sich im Sessel zurück.<br />
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