Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

Liebespaar – so wie sie sich ansehen und bei den
Händen halten.
»Hattest du Schwierigkeiten, von zu Hause
wegzukommen?« Annis Stimme riss sie aus ihren
Gedanken. Sie sah Gertrud mit einem ernsten, fast ein
wenig mitleidigen Ausdruck an.
»Ich lasse mich doch nicht einsperren!« Gertrud warf
den Kopf in den Nacken. In ihren Augen blitzte es auf.
»Du lernst es noch.« Anni schmunzelte.
Gertrud sah sie verständnislos und fragend an.
»Dich durchzusetzen«, sagte Anni lachend. »Du hast
ja schon damit angefangen.«
Sie zog an ihrer Zigarettenspitze und blies die
Rauchwölkchen genüsslich in die Luft. Gertrud nippte
an ihrer Schokolade und steckte ein Stückchen
Baumkuchen in den Mund. Leises Stimmengewirr
erfüllte den Raum. Der Rauch von Zigaretten und
Zigarren legte sich wie ein feiner Dunst über alles.
Gedämpft drangen Geräusche von der Straße herein.
Alles ist hier gedämpft, dachte Gertrud. Vorhin auf der
Straße, da war Leben, brandendes, quirliges Leben. Man
konnte es spüren mit allen Sinnen. Hier geht es ruhig
und gesetzt zu. Sie fühlte sich, als wäre sie eingehüllt in
einen Schleier, der das ursprüngliche Leben nur gefiltert
hindurchlässt. Die meisten Tische waren besetzt.
Gertrud wunderte sich, dass auch ältere Leute hier
waren. »Die Dame da drüben, zum Beispiel, mit dem
aus der Mode gekommenen Hut, die ist doch sicher
schon fünfzig. Ob sie wohl damit rechnet, zum Tanzen
aufgefordert zu werden?« meinte sie lachend zu Anni.
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