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Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

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lickte er zu Gertrud hinüber, aber sie beachtete ihn<br />

nicht. Daher war sie fast erschrocken, als er nun das<br />

Wort an sie richtete: »Was denken Sie denn über diese<br />

mo<strong>der</strong>nen Strömungen in <strong>der</strong> Kunst, Fräulein Oertel?«<br />

Etwas verwirrt antwortete sie: »Ach, ich finde das<br />

alles ganz interessant ... Man sollte es vielleicht nicht<br />

gleich verurteilen ... Je<strong>der</strong> kann sich ja seine eigenen<br />

Gedanken machen.«<br />

»Haben Sie nicht neulich anlässlich eines Konzerts in<br />

<strong>der</strong> Hochschule als Pian<strong>ist</strong>in einen großen Erfolg<br />

gehabt?«, wandte sich Frau Goltstein an Gertrud und bot<br />

ihr noch einen von den kleinen Kuchen an, die in einer<br />

silbernen Gebäckschale auf dem Tisch standen. Gertrud<br />

errötete leicht, freute sich aber gleichzeitig über die<br />

anerkennende Bemerkung.<br />

»Ja, ich habe einige Préludes von Chopin und die<br />

'Pathétique' von Beethoven gespielt«, erwi<strong>der</strong>te sie<br />

schlicht.<br />

»Ich bewun<strong>der</strong>e Sie.« Rebecca Goltsteins dunkle<br />

Stimme klang warm und voll. »Ich würde sicher<br />

fürchterliches Lampenfieber haben, ganz abgesehen<br />

davon, dass ich nicht so gut Klavierspielen kann wie Sie.<br />

Ich klimpere nur ein bisschen.«<br />

»Das glaube ich nicht«, sagte Gertrud liebenswürdig,<br />

»ich habe gehört, dass Sie recht gut spielen.« Nach dem<br />

Tee gingen die beiden Herren ins Labor. Die jungen<br />

Leute le<strong>ist</strong>eten Frau Goltstein noch eine Weile<br />

Gesellschaft, dann schlug Philipp vor, er könne Gertrud<br />

den Garten zeigen.<br />

Es war ein sonniger Tag Ende März. Über den<br />

blassblauen Himmel glitten einige kleine Wölkchen wie<br />

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